. Insel-Almanach auf das Jahr ... üren in dasfelbe Haus. 79 DER BESUCH VON GOETHE MEINE Lieblte wollt ich heut befchleichen,Aber ihre Türe war ich doch den Schlüffel in der Tafche!Öffn ich leile die geliebte Türe! Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen,Fand das Mädchen nicht in ihrer , da ich leis die Kammer öffne,Find ich fie, gar zierlich auf dem Sofa liegen. Bei der Arbeit war fie eingefchlafen:Das Geftrickte mit den Nadeln ruhteZwifchen den gefaltnen zarten Händen;Und ich fetzte mich an ihre Seite,Ging bei mir zu Rat, ob ich fie wec


. Insel-Almanach auf das Jahr ... üren in dasfelbe Haus. 79 DER BESUCH VON GOETHE MEINE Lieblte wollt ich heut befchleichen,Aber ihre Türe war ich doch den Schlüffel in der Tafche!Öffn ich leile die geliebte Türe! Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen,Fand das Mädchen nicht in ihrer , da ich leis die Kammer öffne,Find ich fie, gar zierlich auf dem Sofa liegen. Bei der Arbeit war fie eingefchlafen:Das Geftrickte mit den Nadeln ruhteZwifchen den gefaltnen zarten Händen;Und ich fetzte mich an ihre Seite,Ging bei mir zu Rat, ob ich fie weckte. Da betrachtet ich den fchönen Frieden,Der auf ihren Augenlidern ruhte;Auf den Lippen war die ftille Treue,Auf den Wangen Lieblichkeit zu Haufe,Und die Unfchuld eines guten HerzensRegte fich im Bufen hin und ihrer Glieder lag gefällig,Aufgelöft vom fußen Götterbalfam. Freudig faß ich da, und die BetrachtungHielte die Begierde, fie zu geheimen Banden feft und fefter. 80 mfißmmmmm^^^9m^mm. Hand-Zeichnung ?-Jon Goethe. O du Liebe, dacht ich, kann der SchiummerjDer Verräter jedes falfchen Zuges,Kann er dir nicht fchaden, nichts entdecken,Was des Freundes zarte Meinung ftörte? Deine holden Augen ßnd mich oiFen fchon allein bezaubern;Es bewegen deine fußen LippenWeder fich zur Rede noch zum KuiTe;Aufgelöft lind dieie ZauberbandeDeiner Arme, die mich ionft umfchlingen,Und die Hand, die reizende GefährtinSüßer Schmeicheleien, unbeweglich. Wärs ein Irrtum, wie ich von dir es Selbftbetrug, wie ich dich üßt ichs jetzt entdecken, da fich AmorOhne Binde neben mich geftellet. Lange faß ich fo und freute herzlichIhres Wertes mich und meiner Liebe;Schlafend hatte fie mir fo gefallen,Daß ich mich nicht traute fie zu wecken. Leite leg ich ihr zwei Pomeranzen Und zwei Rofen auf das Tifchchen nieder; Sachte, fachte fchleich ich meiner Wege. OfFnet fie die Augen, meine Gute,Gleich erblickt fie diele bunte Gabe


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