. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Abb. 274. erwähnten zumeist durch ein niedrigeres Sitzen, vor allem aber durch eine schiefere, sozusagen diagonale und mehr auf Profilwirkung berechnete Stellung unterscheidet, tritt das Streben, die langen, leise fliessenden, und infolge der Beinhaltung nach unten zusammenlau- fenden Umrisse des jugendlichen Frauenleibes her- vorzuheben, stark, jedenfalls im allgemeinen stärker als bei der ersteren Spielart hervor. Es ist dieselbe ausgewählte und eigentümliche Schönheit, welche wohl Giorgione (an seiner liegend schlafenden Venus zu Dresden) zue


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Abb. 274. erwähnten zumeist durch ein niedrigeres Sitzen, vor allem aber durch eine schiefere, sozusagen diagonale und mehr auf Profilwirkung berechnete Stellung unterscheidet, tritt das Streben, die langen, leise fliessenden, und infolge der Beinhaltung nach unten zusammenlau- fenden Umrisse des jugendlichen Frauenleibes her- vorzuheben, stark, jedenfalls im allgemeinen stärker als bei der ersteren Spielart hervor. Es ist dieselbe ausgewählte und eigentümliche Schönheit, welche wohl Giorgione (an seiner liegend schlafenden Venus zu Dresden) zuerst vollbewusst den Künstlern zui' Nachahmung enthüllte. Dass und wie ihm Tizian in dieser Hinsicht in seinen nackt liegenden Frauen- figuren folgte, kann uns in diesem Zusammenhange weniger interessieren, als dass er mit seiner Diana (bei der Entdeckung des Fehltrittes der Callisto; Klass. d. Kunst, Abb. S. 128 u. 129) schon den uns eben beschäftigenden Typus feststellte, allerdings ohne Benützung der Fusskreuzung. Diese habe ich, noch immer ganz vereinzelt, in Verbindung mit einer ähnlich sitzenden Figur erst weit später, nämlich bei dem als nackte Frau dargestellten „Sommer" auf einem Gemälde von Guido Reni in Wien {Abb. 274; nach Kü, S. 88) gefunden. Aber erst etwa vom Anfang des XVIII. Jahrb. an werden meine Beispiele zahlreicher. Die lec- kere Zierlichkeit und pikant-sittsame Geschlos- senheit dieser Pose sclieint sie im Zeitalter des Rokoko, des Zopfes und des Neuklassi- zismus beliebt gemacht zu haben. Denn wie sehr auch diese Kunstrichtungen sonst diver- gierten, so blieben sie sicii ziemlich gleich in der Schilderung der weiblichen Reize. Als bezeichnende Beispiele nenne ich Diana auf einem Elfenbeinrelief von Ignas Elhafen (1685—1710) im Nationalmuseum zu Mün- chen (Klass. Skulpturensch., Nr. 538), Amphi- trite von Louis de Boullanger (Gh. Blano: Hist. d. peintres, Abb. S. 5) und von Ta- raval (im Louvi'e: Abb. 275; nach einer Phot.


Size: 1868px × 1338px
Photo credit: © Library Book Collection / Alamy / Afripics
License: Licensed
Model Released: No

Keywords: ., bookauthorsu, bookcentury1900, bookdecade1910, booksubjectscience