. Die Sitte . und Geschmack fürdas Neue, für die importierten Waren zu entwickeln; sierechnet auf individuelle Antriebe, besonders auf Neugier undPutzsucht junger Leute, und auf die Lust zu tauschen, dasGefallende zu erhandeln; die Anhänglichkeit und Treue zumÜberlieferten, dem Eigenen, Ererbten, muß da weichen. DerVerkehr wirkt überall auflösend, zersetzend. Handel undVerkehr, städtisches Leben, Anwachsen der Großstädte,Macht des Geldes, Kapitalismus, Scheidung der Klassen,allgemeine Bürgerlichkeit und Bildungsstreben, alle dieseSeiten der gleichen Entwicklung einer Zivilisation, be-günstigen
. Die Sitte . und Geschmack fürdas Neue, für die importierten Waren zu entwickeln; sierechnet auf individuelle Antriebe, besonders auf Neugier undPutzsucht junger Leute, und auf die Lust zu tauschen, dasGefallende zu erhandeln; die Anhänglichkeit und Treue zumÜberlieferten, dem Eigenen, Ererbten, muß da weichen. DerVerkehr wirkt überall auflösend, zersetzend. Handel undVerkehr, städtisches Leben, Anwachsen der Großstädte,Macht des Geldes, Kapitalismus, Scheidung der Klassen,allgemeine Bürgerlichkeit und Bildungsstreben, alle dieseSeiten der gleichen Entwicklung einer Zivilisation, be-günstigen die Mode, beschädigen die Sitte. Bald findet auchdas Landvolk seine alten Sitten sonderbar und lä billige glänzende Ware imponiert ihm mehr als das alt-fränkische Stück seines Hausrats, mit den schönen wunder-lichen Formen. Und so in allem. Das großstädtische Musterwird nachgeahmt. Die rasch, mit mechanischer Technikfabrizierte Ware ist oft unschön und undauerhaft, wie die 86. Mode, der sie entsprungen ist. Die ganze gesellschaftlicheZivilisation hat etwas, was dem künstlerischen Geiste, derganz in Tradition und Treue beruht, entgegen ist. Sie istoberflächlich, äußerlich. Dünn, leicht, unecht, uniform undmonoton sind ihre Massenprodukte. So wird ein Zeitaltervorherrschender Mode und vorherrschender gesellschaft-licher Zivilisation mächtig gegenüber einem Zeitalter, dashinter ihm liegt, aber zugleich immer noch in ihm steckt,vorherrschender Sitte, vorherrschender bäuerlich - bürger«lieber, und darin beruhender geistlich-adliger Kultur. DieHast und Unruhe fortwährender Neuerung, das Allfließen,Dauer nur im Wechsel, erfüllen jenes. Dann neigt es dazu,dieses sich zu idealisieren: antik wird modern. Man sehntsich zurück zur Natur, man sucht die alten Schartekenwieder hervor, preist und pflegt alte Lebensformen, alte Sitten,findet auch an der Religion wieder Geschmack, entdeckt imEinfachen, Hausbackenen echten Stil, kunstgerechte Formen
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