. Die Gartenwelt . Abbildung 2. daß die Garten- möbel unter sehr verschiedenen Ver- hältnissen zur Ver- wendung kommen, ebenso wie im Hause. Ein dick- felliger Klubsessel paßt nicht in das zierlich möblierte Damenboudoir, und der massige Tisch der Biblio- thek, der oft Zent- nerlasten von Büchern tragen soll, wird als Teetisch weniger Figur machen. Bei der Industrie waren aber Gartenmöbel — Gartenmöbel. Einen Unterschied gab es nicht. Wie langsam wir Gartenleute auf die neue Kunstbewegung eingeschnappt sind, wissen wir ja. Die meisten stehen ihr auch heute noch teils ohne tieferes Verständnis
. Die Gartenwelt . Abbildung 2. daß die Garten- möbel unter sehr verschiedenen Ver- hältnissen zur Ver- wendung kommen, ebenso wie im Hause. Ein dick- felliger Klubsessel paßt nicht in das zierlich möblierte Damenboudoir, und der massige Tisch der Biblio- thek, der oft Zent- nerlasten von Büchern tragen soll, wird als Teetisch weniger Figur machen. Bei der Industrie waren aber Gartenmöbel — Gartenmöbel. Einen Unterschied gab es nicht. Wie langsam wir Gartenleute auf die neue Kunstbewegung eingeschnappt sind, wissen wir ja. Die meisten stehen ihr auch heute noch teils ohne tieferes Verständnis gegenüber, teils nehmen sie alles für bares Geld hin, was ein „Künstler" entworfen hat. Wie würde es sich sonst erklären, daß man bei Gartenmöbeln so geduldig das dicke weiße Zeug überall hinbaut, wo es der Fabrikant in seinem Katalog oder der Reisende „empfiehlt" ? Wir sehen da dieselben Möbel unter einer meterdicken Eiche draußen im Park, im kleinen intimen Rosengärtlein, im Wintergarten und Blumenladen, im Teehäus- dien, vor dem Hausportal und anderswo. Und doch sollte uns der gesunde Menschenverstand sagen, daß überall andere Formen und Maße und Farben nötig sind. Auch die Arbeiten nach alten Vorbildern lasse ich nicht un- beanstandet durch. Ganz im Gegensatz zum sonstigen Kunst- gewerbe, welches alte Stücke meist viel magerer als die Originale kopiert, ist es bei Gartenmöbeln umgekehrt. Feine alte Gartenbänke sah ich und daneben ihre neuen Kopien, welche an Klobigkeit und Holzverschwendung nichts zu wünschen übrig ließen. Und warum das? Man redet da von Standfestigkeit. — Ich bitte! Jeder Stuhl, welcher auch einen schweren Körper tragen kann, ohne daß sich sein Gefüge lockert, ist standfest, das kann selbst das zierlichste Damenmöbel sein. Der Grund ist also unhaltbar. Ich denke mir der Grund liegt wo anders, und zwar dort, wo er auch in der alten Zeit gelegen hat. Das Möbel muß sich nach seiner Umgebung richten. Die
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