. Die Gartenwelt . Vom Wesen der Pilzgewächse. Auf dem Gebiete der Naturwissenschaften sind fortgesetzt Tausende an der Arbeit, mit ehrlichem Streben mehr Licht in das geheimnisvolle Wesen mancher Tiere und Gewächse hineinzutragen. Das Bestreben, wissenschaftlich zu erscheinen, ist sogar zu einer bösen Zeitkrankheit geworden. Erinnert sei an den fast unvermeidlichen, für die Praxis wertlosen Doktortitel zur Bekleidung irgend eines Lehrpostens, Ent- deckung neuer Wissenschaften, beispielsweise der Vogelschutz- wissenschaft, von indifferenten Vögeln, Gelegenheitsparasiten, Pilzen, weldie das Ker


. Die Gartenwelt . Vom Wesen der Pilzgewächse. Auf dem Gebiete der Naturwissenschaften sind fortgesetzt Tausende an der Arbeit, mit ehrlichem Streben mehr Licht in das geheimnisvolle Wesen mancher Tiere und Gewächse hineinzutragen. Das Bestreben, wissenschaftlich zu erscheinen, ist sogar zu einer bösen Zeitkrankheit geworden. Erinnert sei an den fast unvermeidlichen, für die Praxis wertlosen Doktortitel zur Bekleidung irgend eines Lehrpostens, Ent- deckung neuer Wissenschaften, beispielsweise der Vogelschutz- wissenschaft, von indifferenten Vögeln, Gelegenheitsparasiten, Pilzen, weldie das Kernholz der Bäume angreifen, usw. Seit- dem das Mikroskopieren zu einer besonderen Wissenschaft geworden ist, kam es rasch zu einer vollständigen Ausschal- tung des naturbeachlenden Laientums, das sich bis jetzt in der Beurteilung der Naturvorgänge auf eine lange Erfahrungs- wissenschaft und sorgfältige Vergleichsmethoden stützte. Das gute, scharfe Menschenauge ist aber auch beim Mikro- skopieren nicht zu entbehren. Naturbeobachtung ist beim Menschen eine hochwertvolle Gabe, ein Talent, das in wissenschaftlichem Streben wohl eine gute Stütze findet, zu dem auch Erziehung zur Sorgfältigkeit notwendig ist, das aber in der Hauptsache auf einer scharfen Sehkraft mit praktischem Blick beruht. Ein so veranlagter Natur- beobachter wird es nie mit unterschreiben können, daß es indifferente Vögel und Gelegenheitsparasiten gibt. Der ganze Kreislauf in der Natur läßt unmöglich Zweckloses, Indiffe- rentes zu. Das Wunderbare in der Schöpfung restlos zu erklären, ist eine große menschliche Anmaßung, insbesondere, irgendwelche tierische oder pflanzliche Lebewesen als indiffe- rente oder Gelegenheitsschädlinge zu bezeichnen. Mit diesen Ausführungen soll keineswegs die hohe Be- deutung der Wissenschaf t geschmälert und lediglich angedeutet werden, daß dort, wo das scharfe Auge und der freie Blick des praktischen Naturbeobachters fehlt, das Mikroskop zur Ergründung neuer


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