. Die Gartenkunst . verschwinden, was leider sicherlich der Fall sein wird, sie unwiederbringlich verloren sind. Ich habe in dem ganzen Bereich dieser alten Vor- gärten kein einziges Drahtgitter gesehen; wenn es nicht die lebendige, von der Schere in Ordnung ge- haltene Hecke war, so diente der weißgestrichene Holzzaun als Abschluß und geweißtes Mauerwerk als Sockel oder Einfassung. Darüber hinaus und von Nach- bar zu Nachbar hängen blühende Sträucher, zwischen dem hochstehenden Flieder rieselt der Goldregen in schweren Strähnen nieder, und wenn es an der Zeit ist, duften die Rosen- stöcke an


. Die Gartenkunst . verschwinden, was leider sicherlich der Fall sein wird, sie unwiederbringlich verloren sind. Ich habe in dem ganzen Bereich dieser alten Vor- gärten kein einziges Drahtgitter gesehen; wenn es nicht die lebendige, von der Schere in Ordnung ge- haltene Hecke war, so diente der weißgestrichene Holzzaun als Abschluß und geweißtes Mauerwerk als Sockel oder Einfassung. Darüber hinaus und von Nach- bar zu Nachbar hängen blühende Sträucher, zwischen dem hochstehenden Flieder rieselt der Goldregen in schweren Strähnen nieder, und wenn es an der Zeit ist, duften die Rosen- stöcke an der Hauswand. Efeu überkroch Risse und Mauerlöcher, kletterte an Baumstämmen hinauf und umrankte die Fenster, von denen er in langen wehen- den Armen niederhängt. Im Herbst reifte die Wein- traube, die in den meisten Höfen über ein dacharti- ges Stabwerk gezogen ist. Es ist dann schön darun- ter zu sitzen. Dann geht ein farbenreiches Verfär- ben an. Neben dem dunk- len Ei'eugrün erglüht das Purpurrot desWeinlaubes, eine späte Dahlie hebt das müde Haupt traumschwer aus fahlen Blättern und die zarteren Herbstfarben der Astern schmücken das allmähliche Verscheiden mit einer leisen Blumen- pracht. Während ein Kranz von Sommerblu- mcn an der verwitterten Johannesstatue welkt, schimmert der Edelreif in den Birnen- und Zwetsch- genbäumen. Die Stunde, die man auf der Haus- bank in einem Vorgarten verbringt wird kürzer. Aber das Entscheidende ist, daß man überhaupt das Verlangen verspürt, in einem Vorgarten Stunden zu verbringen. Es sind schöne Stunden. Man ge- nießt sie mit einer verdoppelten, faßt schmerzlichen Freude, wenn die Zeit heranrückt, da man auch die Oleanderbäume, die in Kübeln aufgestellt sind, und die Regale für die kleinen Topfpflanzen aus dem Hof in den Überwinterungsraum schatten muß. Das alles ist nur ein unvollständiges Inventar der Werte, die ein solches altes Vorgärtchen trägt. Ich habe nicht an die Singvögel gedacht, die


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