Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . ehen, auchdiese Art der Metamorphose nehmen wir ohne weiteresals eine einfache ,,Erfahrung in Anspruch. Allerdingssteckt in Wirklichkeit schon hier viel ,,Idee in unsererDeutung; selbst Goethe hat das später geahnt; doch gehenwir lieber gleich weiter, ohne zu philosophieren, und grei-4:4fen wir ein anderes Beispiel heraus, das ebenfalls recht,,augenfällig ist, nicht aber eine sukzessive (aufeinander-folgende) Metamorphose darstellt, sondern, wie Goethe sie 4* 52 Erster Vortrag im Gegensatz zu jener nennt, ,,eine simultane, das hei
Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . ehen, auchdiese Art der Metamorphose nehmen wir ohne weiteresals eine einfache ,,Erfahrung in Anspruch. Allerdingssteckt in Wirklichkeit schon hier viel ,,Idee in unsererDeutung; selbst Goethe hat das später geahnt; doch gehenwir lieber gleich weiter, ohne zu philosophieren, und grei-4:4fen wir ein anderes Beispiel heraus, das ebenfalls recht,,augenfällig ist, nicht aber eine sukzessive (aufeinander-folgende) Metamorphose darstellt, sondern, wie Goethe sie 4* 52 Erster Vortrag im Gegensatz zu jener nennt, ,,eine simultane, das heisstgleichzeitige. Hier stelle ich das Skelett einer Katze vor Ihnen bitte, beachten Sie das übrige nicht, sondern fassenSie lediglich die Wirbelsäule von dem Schädel bis zurSchwanzspitze ins Auge. Wenn Sie die Knochen des Rück-grats und des Schwanzes zählen, so werden Sie 46 finden,oder 44, wenn Sie etwa übersehen sollten, dass dort, wo dieBeckenknochen sich angliedern, 3 zu einem einzigen Stückverwachsen sind*). Niemand wird einen Augenblick. schwanken, jeden einzelnen dieser 46 Knochen als einenWirbel anzusprechen. Selbst der Wilde würde, glaubeich, die Behauptung verstehen und gutheissen, das sei derselbe Knochen sechsundvierzigmal wiederholt; jedenfallszeigt die Erfahrung, dass unsere Kinder sich diese Vor-stellung mühelos aneignen. Von allen Seiten wird uns dieeinheitliche Auffassung dieser Knochenreihe nahegelegt:die scheinbare Übereinstimmung in Bezug auf einigeGrundzüge der Gestaltung der einzelnen Glieder, die sicht-bare Ineinanderfügung zu der Bildung einer einheitlichen45 niechanischen Körperachse, die Gleichmässigkeit der phy- Goethe 53 siologischen Funktion als Berger des Rü doch, sehen Sie sich, bitte, diese Knochenreihe näheran, diese angeblich sechsundvierzigmalige Wiederholungdes selben Gebildes. Nicht zwei Stück sind sich voll-kommen gleich! Die Knochen der Vorder- und Hinterbeine,die wir zwar als analog erkenne
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