. Die Gartenwelt. Gardening. 404 Die Gartenwelt. XV, 29 Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts fiel es Gelehrten und Sammlern auf, daß im Gebiet des „Großen Sandes" Pflanzen und Tiere heimisch sind, die im ganzen übrigen Deutschland fehlen, die wir erst wiederfinden in Mittel- und Südfrankreich, in den südlichen Tälern jenseits der Alpen, in Spanien, in Osteuropa, vom Wiener Becken bis in die Pußten Ungarns. Neben den Charakterpflanzen der märkischen Heide, des Sandbodens überhaupt, und der Meeresküste wachsen hierz. und Cypsophilla-Arten, findet sich Kochia arenaria Roth,


. Die Gartenwelt. Gardening. 404 Die Gartenwelt. XV, 29 Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts fiel es Gelehrten und Sammlern auf, daß im Gebiet des „Großen Sandes" Pflanzen und Tiere heimisch sind, die im ganzen übrigen Deutschland fehlen, die wir erst wiederfinden in Mittel- und Südfrankreich, in den südlichen Tälern jenseits der Alpen, in Spanien, in Osteuropa, vom Wiener Becken bis in die Pußten Ungarns. Neben den Charakterpflanzen der märkischen Heide, des Sandbodens überhaupt, und der Meeresküste wachsen hierz. und Cypsophilla-Arten, findet sich Kochia arenaria Roth, Carex supina Wahlenberg, Silene conica L., alles Pflanzen des Südens und Ostens Europas; mit ihnen blüht die schöne Armaria plantaginea (All.) Willd., eine Dünenbewohnerin an den Küsten Spaniens, Westfrankreichs und Belgiens. Ferner wären als „Fremdlinge" des weiteren Gebietes noch zu nennen: Goldlacksenf, Schildampfer, Mauerkraut, Pfeilginster, Spargel- erbse, Nieswurz, kleinblütiges Fingerkraut, Sonnenwende und die gras- blättrige Kresse, die sich sogar zwischen den Pflastersteinen der Dorf- straßen ansiedelt; auch sie sind Arten der osteuropäischen Steppenflora, die ihre Vertreter zwar westwärts bis nach Wien, einen oder den anderen sogar bis nach Böhmen schickt, die aber im nördlich gemäßigten Europa nur auf dem „Großen Sand" so etwas wie eine reich ausgestattete Filiale hat. Die ökologische Betrachtungsweise brachte sehr wichtige Er- gebnisse: 75 Prozent aller als Süd- und Westeuropäer erkannten Arten sind Steppenbewohner, so daß also der „Große Sand" die Pflanzen- gemeinschaft, die Foimation der Steppe aufweist und mit Recht als eine Miniatursteppe im Deutschen Reiche gelten darf. Auf das „warum" und „woher" hier näher einzugehen, würde über den Rahmen dieses Themas gehen, wir begnügen uns mit der Feststellung, daß dieses merk- würdige Vegetationsgebiet am rebenbekränzten Rhein ein Steppenrelikt is


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