Diagnostik der Geisteskrankheiten für praktische Ärzte und Studierende . und infantilenZustand befunden hat, Man hat nämlich den Satz aufgestellt, dass Creti-nismus nur in den Gegenden mit endemischem Kropf vorkäme, dessenätiologisches Agens für identisch mit dem beim Cretinismus wirkenden er-klärt worden ist. Die ausnahmslose Giftigkeit des Satzes erscheintzweifelhaft, und schon deshalb ist es für praktische Aerzte, auch wenn sienicht in einer Kropf- und Cretinengegend leben, gut, diese Krankheits-form zu kennen. III. Beobachtung (cfr. Fig. 29 rechts). Martin Ebert, geboren 1838 inKleinrind


Diagnostik der Geisteskrankheiten für praktische Ärzte und Studierende . und infantilenZustand befunden hat, Man hat nämlich den Satz aufgestellt, dass Creti-nismus nur in den Gegenden mit endemischem Kropf vorkäme, dessenätiologisches Agens für identisch mit dem beim Cretinismus wirkenden er-klärt worden ist. Die ausnahmslose Giftigkeit des Satzes erscheintzweifelhaft, und schon deshalb ist es für praktische Aerzte, auch wenn sienicht in einer Kropf- und Cretinengegend leben, gut, diese Krankheits-form zu kennen. III. Beobachtung (cfr. Fig. 29 rechts). Martin Ebert, geboren 1838 inKleinrinderfeld bei Würzburg. In seiner Heimat Kleinrinderfeld kann von ende-mischem Kropf oder Cretinismus nicht die Rede sein. Eine in der Idiotenstatistikaufgezählte Person aus Kleinrinderfeld war einfach idiotisch, hatte nichts cretinöses:in sich. Sommer, Psychiatrische Diagnostik 2. Aufl. 15 226 Cretmismus. Der Vater war ein starker Trinker. Ebert hat die Schule völlig lesen, schreiben, rechnen. Kennt die Verhältnisse im Dorfe ganz gut. Hat Fig. sich durch Schneidern etwas verdient. Bei der Anmeldung für eine Pfründe imJuliusspitale wird er entdeckt und inTdie Klinik aufgenommen. Ebert zeigt einen typisch cretinösen Habitus, Körperlänge 130 Cm., derKopf abnorm dick, Nasenwurzel eingesunken. Ganz enormes Myxödem, so dass Cretinismus. 227 er kaum aus den Augen sehen kann. Präputium abnorm lang. Schilddrüse schwerzu fühlen, anscheine! sehr klein. E. ist also rein durch Zufall psychiatrisches Studienobject geworden,während er social trotz seines starken Cretinismus nicht unmöglich ge-wesen war. Der Tod erfolgte nach Mittheilung von Herrn Professor Bieger in Würz-burg am 24. April 1894 im Alter von 56 Jahren. Das Hirn wog 1270 durchaus normal. Die Schilddrüse fehlte nicht völlig, sondern eswar eine 10 Grm. schwere Schilddrüse vorhanden, an der sich mikroskopisch nichtsBesonderes fand. IV. Beobachtung (cfr. Fig. 29 links). Adam


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