. Augustus und seine zeit . e Er-wägungen gegenstandslos. Agrippa blieb noch ungefähr einJahr auf Lesbos, als dann aber das Trauerjahr der luliaseinem Ende sich zuneigte, sah Augustus ein, dass irgendwelcher Grund, das gespannte Verhältniss noch fortzusetzen,nicht vorlag; er beschloss, wie es heisst, auf Rath des Mae-cenas, den, der sein schlimmster Feind hätte werden können,unlöslich mit sich zu verbinden.^) Agrippa wurde also zurückgerufen und musste, obwohlmit einer Nichte des Kaisers vermählt, seiner Gemahlin denScheidebrief schicken, um lulia, die jugendliche Wittwe seinesNebenbuhlers, 73


. Augustus und seine zeit . e Er-wägungen gegenstandslos. Agrippa blieb noch ungefähr einJahr auf Lesbos, als dann aber das Trauerjahr der luliaseinem Ende sich zuneigte, sah Augustus ein, dass irgendwelcher Grund, das gespannte Verhältniss noch fortzusetzen,nicht vorlag; er beschloss, wie es heisst, auf Rath des Mae-cenas, den, der sein schlimmster Feind hätte werden können,unlöslich mit sich zu verbinden.^) Agrippa wurde also zurückgerufen und musste, obwohlmit einer Nichte des Kaisers vermählt, seiner Gemahlin denScheidebrief schicken, um lulia, die jugendliche Wittwe seinesNebenbuhlers, 733/21 heirathen zu können.^^) Dem Kaiser lagdaran, öffentlich zu zeigen, dass jedes Misstrauen geschwun-den sei; darum vertraute er in seiner Abwesenheit demAgrippa die Sorge für die Hauptstadt und machte ihn balddarauf, 736/18, auch formell zum Mitregenten durch Erthei-lung der tribunicischen Gewalt *^^), die Beide von nun an ge-meinsam bis an ihren Tod geführt haben. *) S. o. I S. 127. 6. g r i p p Während Augustus nur als Staatsmann der Nachfolgerdes Dictators genannt werden konnte, fand das kriegerischeTalent des Caesar seinen Aertreter in der Person des Agrippa.^) In heroischer Nacktheit tritt uns diewuchtige Gestalt dieses zweiten ]\Iannes im augustischenKaiserreiche in der bekannten Marmorstatue von ) Die Rechte hält das gezückte Schwert, die Linkeden Delphin, um an die Siege zu Lande und zur See zu er-innern, ebenso wie die Schiffs- und Mauerkrone, welche aufeinigen Münzen sein Haupt schmückt.*) Der breite, mächtigeKopf auf dem fleischigen, muskulösen Halse, wie ihn diegleichzeitigen Kupfermünzen-) in grosser Uebereinstimmung**)andeuten, zeigt ein ernstes, fast finsteres Gesicht mit ener-gischen, keineswegs feinen Zügen. Die eherne Stirn, obenbedeckt von dem unter der Schiffskrone hervorquellendenHaupthaar, endet unten in den tiefgesenkten, fast drohendzusammengezogenen Brauen, welche die gradeaus gerichtete


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