. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 53 des alten Stils sehen — sie grätschen dagegen in ihrer üppositionslust gar gewaltig, und zwar genau nach dem Schema Davids (vgl. unten Abb. 75).. Abb. «9. Wir haben mitten im Kapitel von der Grätschstellung zwei andere Attitüden be- handelt, welche nach jener der Reihe nach die Würde hochvornehmer Modestellungen und Bildnisposen erlangten, und welche im Verein mit einer dritten Positur, dem Stehen mit übereinander geschlagenen Beinen, die lange Zwischenzeit in der Geschichte der Grätschstellung ausfü


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 53 des alten Stils sehen — sie grätschen dagegen in ihrer üppositionslust gar gewaltig, und zwar genau nach dem Schema Davids (vgl. unten Abb. 75).. Abb. «9. Wir haben mitten im Kapitel von der Grätschstellung zwei andere Attitüden be- handelt, welche nach jener der Reihe nach die Würde hochvornehmer Modestellungen und Bildnisposen erlangten, und welche im Verein mit einer dritten Positur, dem Stehen mit übereinander geschlagenen Beinen, die lange Zwischenzeit in der Geschichte der Grätschstellung ausfüllen. Die Kavalierpose, bezw. der Tanzmeisterschritt, hatten schon Jahrhunderte lang gelebt, ehe sie kulminier- ten, ganz wie früher die Grätschstellung, und sie stürzten, wie diese, ziemlich schnell wieder von ihrer Höhe herab. Und als, nach der Zeit der preziösen Veikünstelung, nach der Glanzzeit des Tanzmeisterschrittes, die Porträtmalerei einen neuen Aufschwung erlebte, da musste die anmassende, steife und gezwungene Attitüde der Selbstherrscher des XVIII. Jahrh. wieder einer natürlicheren Stellung weichen, ganz so wie einst das Grätschen. Von dem Stehen mit gekreuzten Unterschenkeln als Bildnisstellung der Aufklärungs- und dei' Euipirezeit werden wir weiter unten sprechen. Abei- eben zu der Zeit, wo diese elegant lässige Stellung in den vor- nehmen Bildnissen die höchste Mode war, begann die Gi'ätschstellung wieder Ansprüche auf Anerkennung zu eiheben. Es ist leicht zu verstehen, dass die Grätschstellung in ihrer alten, ehrlichen Form weder zu der Hofkunst Ludwigs XIV. und ihrei' Nachahmer in andern Ländern noch zu Watteaus fêtes galantes oder Bouchers mythologischen und pastoralen Idyllen passte. Wie lebende Wesen können die künstlerischen Motive aus Mangel an Pflege und Sym- pathie hinschwinden. Und das Wenige, was ich über das breitbeinige Stehen aus dem Ende des XVII. und dem Anfang des XVIII. Jahrh. mitteilen könnte, bedeutet fast das


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