Die Kanonissenstifter im deutschen MittelalterIhre Entwicklung und innere Einrichtung im Zusammenhang mit dem altchristlichen Sanktimonialentum . 12332). Ebenso aber lassen die Sta-tuten des Neusser Stiftes von 1540 erkennen, dass man dortbestrebt war, auch in der Kleidung zur alten Einfachheitzurückzukehren3). Zusammenfassend können wir von der Tracht der Kano-nissen sagen, dass sie in ihren Grundelementen dem Habitder geistlichen Jungfrauen in der alten Kirche entsprach: eineMitra oder ein weisser, oft mit Seide und Gold gewirkterSchleier, eine weisse oder wenigstens helle Tunika und einschw


Die Kanonissenstifter im deutschen MittelalterIhre Entwicklung und innere Einrichtung im Zusammenhang mit dem altchristlichen Sanktimonialentum . 12332). Ebenso aber lassen die Sta-tuten des Neusser Stiftes von 1540 erkennen, dass man dortbestrebt war, auch in der Kleidung zur alten Einfachheitzurückzukehren3). Zusammenfassend können wir von der Tracht der Kano-nissen sagen, dass sie in ihren Grundelementen dem Habitder geistlichen Jungfrauen in der alten Kirche entsprach: eineMitra oder ein weisser, oft mit Seide und Gold gewirkterSchleier, eine weisse oder wenigstens helle Tunika und einschwarzer Mantel darüber. Die übrigen Zutaten, namentlichdas weisse oder schwarze superpelliceum und der pannuschoralis haben sich ganz in Parallele mit der Kleidung derKanoniker entwickelt, die wenigstens schon im 13. Jahrhundertihre choripellicia und superpellicia als auszeichnende Trachtbesassen4). Und auch in der im späteren Mittelalter manch- *) G. v. Wyss, Urk. 453. 2) Wilmans, III. 305. 3) Tücking, S. 44. 4) Rotulus von S. Maria im Kapitol, art. 58: ... 2 canonici gerentessuperpellicia et choripellicia tamquam clerici et 234 K. H- Schäfer, Kanonissenstifter. mal etwas zu reich und prächtig erscheinenden Kanonissen-kleidung hatten sie die Kanoniker zum Vorbild, die daraufausgingen, eine ihren Stand und höhere Würde vor den anderenKlerikern hervorhebende Gewandung zu erhalten. Von den Chor-herren der Kanonissenstifter ist spätestens seit dem 15. Jahrhun-dert, von den Domherrn noch früher bezeugt, dass sie farbige,namentlich rote Togen und Birette getragen haben l). Und wiebei den Kanonissen, so kam es auch bei den Kanonikern vor, dasssie in ihrer weltlichen Alltagskleidung statt im vorgeschriebenen„Chorrock zu den kirchlichen Offizien gingen2). Hier wie dortverstiess das gegen die kanonischen Bestimmungen. Wir sehen also nach alledem, dass die Kanonissen auchin ihrer Kleidung den klerikalen, geistlichen Stand (daher habi-tus ecclesiasticus!) bekundeten


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