Paris : Notizen . ondern nur die aber war so geartet, daß sie sich nach dem heldischenWollen immer wohl sehnte, aber vor den Versuchen der Er-füllung dann zurückschreckte. Besser ist Millet im Louvre vertreten, den man immer nebenDaumier wird nennen müssen, trotz seines verschiedenenTemperamentes. Er erscheint wie ein schwächlicherer undweicherer Bruder. Populärer als irgend ein anderer franzö-sischer Maler seiner Zeit konnte er uns werden wegen seinerBauernstoffe und durch seine Fähigkeit, das sozialisierte Er-habene sentimental zu machen, ohne dabei die entscheidendenKunstwerte zu o


Paris : Notizen . ondern nur die aber war so geartet, daß sie sich nach dem heldischenWollen immer wohl sehnte, aber vor den Versuchen der Er-füllung dann zurückschreckte. Besser ist Millet im Louvre vertreten, den man immer nebenDaumier wird nennen müssen, trotz seines verschiedenenTemperamentes. Er erscheint wie ein schwächlicherer undweicherer Bruder. Populärer als irgend ein anderer franzö-sischer Maler seiner Zeit konnte er uns werden wegen seinerBauernstoffe und durch seine Fähigkeit, das sozialisierte Er-habene sentimental zu machen, ohne dabei die entscheidendenKunstwerte zu opfern. Am reinsten genießt man ihn im Louvrevielleicht in der graphischen Sammlung. Der Zeichner bleibtder empfindsamen Romantik ferner als der Maler, und er reißtdarum oft zur Bewunderung hin, wo dieser geradezu enttä kennt Millet bereits aus Reproduktionen, bevor man dasLouvre betritt und erwartet dort dann große Monumentalitätzu finden; die Millets sind aber im Format alle kleiner, als man. Y. MILLET 183 es sich vorgestellt hat. Nun gibt es zwar auch eine Monumen-talität des kleinen Formats. Ein Raffael von der Größe einesOktavbandes ist monumentaler als ein Wandbild von Monumentalität ist aber von der Art, daß die Repro-duktion Erwartungen erregt, die die Originale nicht erfü erwartet eine charaktervoll abstrakte Farblosigkeit undfindet weich schmeichelnde, hier und da sogar rokokohaft süß-Uche Farben, die der konzentrierenden Komposition die Wuchtnehmen. Das Pathos erscheint dadurch ins Licht einer edlenTheatralik gerückt, und es kommt die Romantik des Bauern-malers zum Vorschein. Man wird bei dieser Feststellung leichtetwas ungerecht; aber gegenüber der einseitigen PopularitätMillets schadet das wenig. Es ist gut daran zu erinnern, daß,wenn der Name Michelangelo vor Millets Bildern genanntwird, auch der Ar} SchefFers oder Roberts nicht ganz unter-drückt werden darf. Daneben braucht man sich dem hohen lyrischen Z


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