. Die Reizbewegungen der Pflanzen. Plants. 96 IV. Helligkeit und Temperatur als Reizmittel. Bei künstlicher Verdunkelung wird der Pflanze kein in ihrer Macht stehender Ausweg nützen können. Unter natürlichen Be- dingungen aber wird es für sie das Wichtigste sein, ihre Stengel zu verlängern, um womöglich aus dem dunkeln Orte, also etwa aus be- deckender Erde oder Massen abgefallener Blätter herauszukommen. Sie wird also am besten alles verfügbare Baumaterial diesem Zwecke opfern und schon deshalb die Ausbildung von Seitenorganen auf bessere Zeiten verschieben. Aber mehr als das, ausgebreitete B


. Die Reizbewegungen der Pflanzen. Plants. 96 IV. Helligkeit und Temperatur als Reizmittel. Bei künstlicher Verdunkelung wird der Pflanze kein in ihrer Macht stehender Ausweg nützen können. Unter natürlichen Be- dingungen aber wird es für sie das Wichtigste sein, ihre Stengel zu verlängern, um womöglich aus dem dunkeln Orte, also etwa aus be- deckender Erde oder Massen abgefallener Blätter herauszukommen. Sie wird also am besten alles verfügbare Baumaterial diesem Zwecke opfern und schon deshalb die Ausbildung von Seitenorganen auf bessere Zeiten verschieben. Aber mehr als das, ausgebreitete Blätter würden ihr beim Hervorarbeiten zu einem Hinder- nisse werden. So ist das Kleinbleiben der Blätter und die Verlängerung der Stengel im Dunkeln jedenfalls als Anpassungserschei- nung zu deuten, ohne daß damit aller- dings eine kausale Erklärung gegeben wäre. Wir wissen nicht, warum die Zellen im Blatte auf Verdunkelung anders reagieren als die im Stengel. Die biologische Deu- tung wird jedoch noch wahrscheinlicher, wenn wir sehen, daß die langgestreckten Grundblätter vieler Monokotylen, wie auch die Stiele bei solchen Dikotylenblättern, die unmittelbar aus unterirdischen Wurzel- stöcken u. dergl. entspringen, im Dunkeln länger werden als am Lichte. So werden nach Sachs (1863) die Blätter von Crocus vernus im Dunkeln 30, am Fenster nur 10 cm lang. Ebenso verhielten sich die Blätter von Zwiebeln, Tulpen, Hyazinthen. Sie müssen sich eben, falls sie verschüttet werden, selbständig hervorarbeiten, ohne von einem Stengel unterstützt zu werden. Derartiger Ausnahmen, die unter den be- sonderen Umständen liöchst zweckmäßig erscheinen, sind eine ziemliche Anzahl bekannt geworden. Bei Keimlingen z. B., deren Keimblätter (Cotyledonen) unter natürlichen Umständen unter der Erde bleiben, streckt sich das unterste Stengelstück auch nicht im Finstern. Ein Beispiel hierfür ist die Feuerbohne (Phaseolus multi- florus); während bei ihrer Verwandten, der B


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