Geschichte des florentinischen Grabmals von den ältesten Zeiten bis Michelangelo . er Heiligen- und Prophetenköpfe, die einst inhieratischer Würde und mit ernst mahnendem Blicke aus den Medaillons der Nischen-verzierungen sahen, hat der Meister mit ausserordentlichem Geschicke antike Kom-positionen nach eigenem Geschmacke verwandt, die ebenso wie die übrigen unterdem Sarkophag in der Nischenumrahmung angebrachten Szenen wegen ihrer Auf-fassung und charakteristischen Wiedergabe des antiken Vorbildes einen würdigerenPlatz als bisher in der Geschichte der florentinischen Kunst verdienen. Schon di


Geschichte des florentinischen Grabmals von den ältesten Zeiten bis Michelangelo . er Heiligen- und Prophetenköpfe, die einst inhieratischer Würde und mit ernst mahnendem Blicke aus den Medaillons der Nischen-verzierungen sahen, hat der Meister mit ausserordentlichem Geschicke antike Kom-positionen nach eigenem Geschmacke verwandt, die ebenso wie die übrigen unterdem Sarkophag in der Nischenumrahmung angebrachten Szenen wegen ihrer Auf-fassung und charakteristischen Wiedergabe des antiken Vorbildes einen würdigerenPlatz als bisher in der Geschichte der florentinischen Kunst verdienen. Schon die Bildnisse der beiden Ehegatten (Abb. 98 u. 99), die in den Sockel-streifen jeweils unter dem Sarkophag in einem Medaillon angebracht sind, sind voneiner Lebenswahrheit, die an niederländische Gemälde erinnert. Ganz ohne Pose,schlicht, fast derbrealistisch, werden uns die charakteristischen Züge der Dargestelltenvor Augen geführt. Frau Nera erscheint als das Urbild einer tüchtigen, einfachenHausfrau, mit dem Stirn und Haar bedeckenden Schleier, der nur das kurze Kinn,. .•\bb. 100. Büsti: des Francesco Sassetti. Siehe op. cit, S. 22. iq3 den resolut geschlossenen Mund mit den etwas nach abwärts gezogenen Winkeln,das dicke, keck nach aufwärts stehende Stumpfnäschen, die kleinen, fast ein wenigboshaften Augen und eine niedrige, nicht eben geistvolle Stirne sehen lässt. Dierundliche Brust scheint einem imtersetzten Körper anzugehören. Auch Francescos Züge sind nicht eben geistreich zu nennen: ein kahlerKopf mit niedriger Stirn, ein falten- und narbenreiches bis auf einen leichten Anflugan den Wangen bartloses Gesicht mit kräftig vorspringender, gebogener Nase, hoch-gezogenen Augenbrauen, kleinen Augen und schmalen Lippen. Ein dicker Hals undein breiter, fester Nacken vollendet das charakteristische Bild. Es stellt einen ruhigennüchternen Menschen dar, der die Dinge nimmt, wie sie sind und seine Rechnungdabei zu finden weiss. Ohne eine Spur von Leide


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