. Die Gartenwelt . Wasserfall in hartem Schichtgestein. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. Meinung gefragt wird, indem stillschweigend eine ornamentale Gestaltung des Platzes vorausgesetzt wird. Sie nehmen ab- gezirkelt die Mitte ein, von allen Ecken weisen Diagonalen auf sie hin. Das ist denn freilich ein gewaltiges Hindernis für freie Gartengestaltung. Ist es doch ein alter, malerischer Grundsatz, die Hauptfigur eines Bildes nicht genau in die Mitte zu stellen. (Ich erinnere an die Bilder „Luther auf Reichstage zu Worms", „Kaiserkrönung zu Versailles",


. Die Gartenwelt . Wasserfall in hartem Schichtgestein. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. Meinung gefragt wird, indem stillschweigend eine ornamentale Gestaltung des Platzes vorausgesetzt wird. Sie nehmen ab- gezirkelt die Mitte ein, von allen Ecken weisen Diagonalen auf sie hin. Das ist denn freilich ein gewaltiges Hindernis für freie Gartengestaltung. Ist es doch ein alter, malerischer Grundsatz, die Hauptfigur eines Bildes nicht genau in die Mitte zu stellen. (Ich erinnere an die Bilder „Luther auf Reichstage zu Worms", „Kaiserkrönung zu Versailles", Leo- nardo da Vinci's „Abendmahl" und viele Landschaften — Burgen.) Unsere freien Garten- und Architektur- schöpfungen sind doch aber auch nur lebende Bilder im Raum, und auf die Wirkung ihrer Schöpfungen in per- spektivischer Überschnei- dung der Linien legen die Architekten schon längst den gröfsten Wert. Warum setzt man nun Denkmale immer genau in die Mitte? In- mitten der regelmäfsigen Kringel-Anlage thronen sie dann, wie der Engel auf der Konditor-Torte I Wie herrlich wirkt dagegen ein Denkmal in freier Anlage! Wo Denkmäler, ornamentale Brunnen errichtet werden sollen, möchte man sich doch nicht immer erst post festum der Enthüllung mit der Gartenkunst in Verbin- dung setzen, sondern schon vorher, gleichzeitig mit Übertragung des Denkmales an einen Künstler, damit die Gartenkunst einen wirkungs- vollen Standort für das Denk- mal schaffe, nicht nur den „blumigen Rahmen" bilde, wie es in der Reportersprache dann heifst. Das ist kein Rahmen. Einen Rahmen für räumliche Architektur und Bildhauerkunst kann nur das Baumgrün im Raum gegeben, nicht aber die Blumenkante auf der Fläche. Am besten lassen sich jene Denkmäler in die Gartenlandschaft hineinbilden, welche auf naturwahrem Ge- steinsockel stehen. Herrliche Schöpfungen, dem Zeitgeist entsprechend, sind in dieser Weise schon entstanden: Die umgebende „Gartenkunst" aber hat dan


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