. Die Gartenwelt . Kakteengruppe am Eingange des Kakteenhauses. Hier sind papierne Vorschläge auch leicht gemacht; wer aber die Verhältnisse kennt, wird zugeben, daß der Entwurf derartiger Gärten gewöhnlich das letzte Glied einer ganzen Kette von Vorbedingungen ist, die alle erst erfüllt sein müssen, ehe an die Bepflanzung gegangen werden kann. Auch über die goldenen Vorschläge der Kollegen, die den städtischen Bebauungsplan umkrempeln möchten, um Platz für bessere Vorgärten zu schaffen, will ich nicht viel Worte machen. Diese Vorschläge sind ausgezeichnet, aber wir können mit der Besserung de


. Die Gartenwelt . Kakteengruppe am Eingange des Kakteenhauses. Hier sind papierne Vorschläge auch leicht gemacht; wer aber die Verhältnisse kennt, wird zugeben, daß der Entwurf derartiger Gärten gewöhnlich das letzte Glied einer ganzen Kette von Vorbedingungen ist, die alle erst erfüllt sein müssen, ehe an die Bepflanzung gegangen werden kann. Auch über die goldenen Vorschläge der Kollegen, die den städtischen Bebauungsplan umkrempeln möchten, um Platz für bessere Vorgärten zu schaffen, will ich nicht viel Worte machen. Diese Vorschläge sind ausgezeichnet, aber wir können mit der Besserung des bisherigen Zustandes nicht warten, bis die Stadtbauämter vernünftige Pläne machen. Das erleben wir nicht mehr. Wenn wir hier in absehbarer Zeit mit Erfolg befrie- digendes schaffen wollen, ist es unbedingt nötig, zunächst auf den vorhandenen Grundlagen aufzubauen. Die ganzen jämmerlichen Verhältnisse der Bauten, Straßen und Bauordnungen müssen, wie sie sind, hingenommen werden. Ich bin Ketzer genug, um zu sagen, daß gerade dies Jammerbild und die Schwierigkeit dieser Verhältnisse Keime zu ganz eigenartigen gartenkünstlerischen Schönheiten in sich birgt. Für Muttersöhnchen und eingebildete Künstler von Reißbretts Gnaden sind solche Arbeiten allerdings nicht da. Nirgends werden die schulmäßigen Kunstweisheiten unge- eigneteren Boden zum Leben finden, aber nirgends auch kann ein wirklich tüchtiger Gärtner sein Können mehr beweisen, als hier. Wir haben hier eine ähnliche Erscheinung, wie auch in der Architektur. Auch die Architekten überließen lange Zeit die Armenviertel, beziehungsweise die billigen Mietskasernen, und die Fabriken mit Grauen und Ekel den Ingenieuren und Bauunternehmern. Auch hier wurden von tüchtigen, beherzten Architekten unter schwierigsten Verhältnissen und mit bescheidensten Mitteln Arbeiten geschaffen, welche sich, was den inneren künstlerischen Wert betrifft, neben jedem künstlerischen Monumentalbau sehen lassen


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