. Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe. Scheinbare Größe bei binocnlarem Scheit. 303 die Frage nach dem Orte des Sehriclitungsccntrums als selbständiges Problem aufwirft. Wo liegt eigentlich der Ort, der den Aus- gangspunkt für die empfundene Richtung eines binocular gesehenen Punktes bildet? Wenn gesagt wird, das Sehrichtungscentrum liege zwischen beiden Augen (etwa in der Gegend der Nasenwurzel), so wird das richtig sein, aber die Angabe ist doch allzu ungenau. Schon das ist fraglich, ob es bei allen Menschen in der Symmetriee


. Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe. Scheinbare Größe bei binocnlarem Scheit. 303 die Frage nach dem Orte des Sehriclitungsccntrums als selbständiges Problem aufwirft. Wo liegt eigentlich der Ort, der den Aus- gangspunkt für die empfundene Richtung eines binocular gesehenen Punktes bildet? Wenn gesagt wird, das Sehrichtungscentrum liege zwischen beiden Augen (etwa in der Gegend der Nasenwurzel), so wird das richtig sein, aber die Angabe ist doch allzu ungenau. Schon das ist fraglich, ob es bei allen Menschen in der Symmetrieebene liegt. Wie wir wissen, sind nasale und temporale Netzhaut functionell verschieden; das würde zwar noch keine asymmetrische Lage des Sehrichtungscentrums begründen, aber es kommt auch vor, dass die beiden nasalen Netzhauthälften unter einander und ebenso die beiden temporalen untereinander verschieden sind. Ich habe auf solche Fälle in der Abhandlung über die Stabilität der Raumwerte (Zeitschr. f. Psych, u. Physiol. d. Sinncsorg., Bd. V, p. 56) hingewiesen. Bei solchen Individuen liegt, symmetrische Convergenz vorausgesetzt, der Längshoropter gar nicht symmetrisch zur Medianebene; in der Gegend z. B., in welcher er eine Ebene ist, steht diese Ebene auT der Medianebene nicht senkrecht. Da nun die scheinbare Mediane auf der KernÜäche senkrecht steht, so wird natüHich bei allen Individuen, die einen asymmetrischen Längshoropter haben, auch die scheinbare Medianebene von der wirklichen abweichen müssen'. Sehen wir indessen von solchen individuellen Asymmetrien ab, so bleibt noch immer die Frage offen, welcher Punkt der Sym- metrieebene als Sehrichtungscentrum anzusehen ist, ja ob es überhaupt ein einheitliches Sehrichtungscentrum gibt. Ich will hier nur eine Schwierigkeit andeuten. Es wird, ich glaube mit Recht, angenommen, dass ein Punkt Jl/dann dieselbe Sehrichtung habe wie ein anderer näher oder ferner gelegener Punkt N, wenn bei Fixation des einen der ande


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