. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Zwei Gebärden mit dem Zeigefivger. 37. Jahrli. erschien es aber ebenso oft in ei'nstem, selbst in tragischem, als komischem Zu- sammenhange. Das bald üppige, bald aufregende Schauspiel der Barockkunst verwan- delte sich indessen in das tändelnde Divertissement des Rokoko, die List beschi'änkte sich auf harmlosen Spass und der an den Mund gelegte (oder auch nur gegen das Gesicht gehobene) Finger wnrde der Ausdruck der „espièg- lerie", wie die Benennung des Brustbildes eines hübschen Kindes von Grenze lautet, welches, vorsichtig seitwärts bli


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Zwei Gebärden mit dem Zeigefivger. 37. Jahrli. erschien es aber ebenso oft in ei'nstem, selbst in tragischem, als komischem Zu- sammenhange. Das bald üppige, bald aufregende Schauspiel der Barockkunst verwan- delte sich indessen in das tändelnde Divertissement des Rokoko, die List beschi'änkte sich auf harmlosen Spass und der an den Mund gelegte (oder auch nur gegen das Gesicht gehobene) Finger wnrde der Ausdruck der „espièg- lerie", wie die Benennung des Brustbildes eines hübschen Kindes von Grenze lautet, welches, vorsichtig seitwärts blickend und wohl auf einen artigen Streich sinnend, mit der Zeigefingerspitze die Unterlippe berührt (Wallace Col- lection = Abb. 58; nach Baldry, S. 75). Mitunter konnte die Inti-iguengebärde noch unschuldigerer Art sein. So führt z. B. beim Blinde-Kuh-Spiel ein junges Mädchen die Pin- gerspitze nach dem Munde auf einem Gemälde von Pietro Longlii in der Sammlung Salom zu Venedig (Aldo RavÀ, Abb. S. 33 '). Abb. 58. In dieser Kunst der Zerstreuung und des Vergnü- gens, aus welcher der Ernst des Lebens verwiesen war, erhielt nun der Kultus des kleinen Liebesgottes eine Bedeutung wie sonst nie, und der Finger am Munde wurde, als sein gewöhnlicher Gestus, ihm ein fast ebenso wesentliches Attribut, wie seine Flü- gel und der Bogen. Auf welchem Wege diese voreinst italienische Eroten-Gebärde (vgl. oben S. 33) in die französische Kunst Eintritt gefunden hatte, ist mir nicht be- kannt. Meine ältesten Beispiele sind : ein ganz dekorativ benutzter, geflügelter Putto in einer Komposition von Lebrun in der grossen Galerie zu Versailles (1679—1684), hier also eine rein attribu- tive Amor-Geste (Les maîtres de l'art, Taf. z. S. 124), und ein kleiner Kupido auf dem Danaë-Bilde von Louis de Boulogne (1654 — 1734) in der Sammlung Henri Rocheforts (hier Carle van Loo zugeschrieben, die Skizze im Louvre; Les Arts Nr. 43, Abb. S. 16, u. Nr. 46, Abb. S. 32). Das letztgenan


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