. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Bip Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 25 gleiche Vorliebe für die Grätschstellung. Es ist nämlich auffallend, dass eben die Schule von Köln, welche jedoch, man möchte glauben in bewusstem Gegensatze zu den nieder- ländischen Nachbarschulen, so lange zäh an der spätgotischen Überlieferung festhielt, und in ihrer weich lyrischen Komantik und schwärmerischen Innigkeit, ebenso wie die umbrische Schule, mehr Verständnis für süsse Weiblichkeit als für trotzige Mannhaftig- keit zeigte, und neben ihr die verwandte westfälische Kunst vor allen ander


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Bip Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 25 gleiche Vorliebe für die Grätschstellung. Es ist nämlich auffallend, dass eben die Schule von Köln, welche jedoch, man möchte glauben in bewusstem Gegensatze zu den nieder- ländischen Nachbarschulen, so lange zäh an der spätgotischen Überlieferung festhielt, und in ihrer weich lyrischen Komantik und schwärmerischen Innigkeit, ebenso wie die umbrische Schule, mehr Verständnis für süsse Weiblichkeit als für trotzige Mannhaftig- keit zeigte, und neben ihr die verwandte westfälische Kunst vor allen anderen Schulen in Mitteleuropa das ganze XV. Jahrh. hindurch die gespreizte Beinstellung liebten. Vielleicht erklärt sich diese Erscheinung durch das Interesse, welches die romantische Strömung der Zeit, deren Hauptsitz nördlich von den Alpen Köln war, dem Ritterleben entgegenbrachte. Die neue Epoche in der Geschichte des Motivs beginnt in Mitteleuropa schon am P]nde des XIV. Jahrh. Auffallend breitbeinig, obgleich nicht gerade in der streng normalen Grätschstellung, steht Adam bei der Verwarnung des Herrn auf dem grossen Grabower Altar des Meisters Bertram in Hamburg (etwa um 1380; Abb. 26: nach Lichtwaek, Abb. S. 203). Ungefähr gleichzeitig erscheint das Motiv aber auch schon in Köln, in der Nachfolge des sog. Meisters Wilhelm, und bei den flämischen Miniaturmalern in fi'anzösischem Dienste (vom Rücken gesehener Krieger unter dem Kreuze im Gebet- buche des Heizogs von Berry, jetzt in Brüssel, Nr. IIOOO, S. 190). Es tritt also, ohne Zweifel hauptsächlich infolge der erwachenden realistischen Kunstbestrebungen, an verschiedenen Stellen auf. In den illuminierten Handschriften aus den letzten Jahren des erwähnten Fürsten (f 1416) trifft man es wieder an („Très riches Heures" zu Chantilly — zwei Henker im Martyrium des heil. Markus: Dürrieu, Taf. 16, und ein vom Rücken gesehener Krieger in dem verbi'annten Gebetbuch von Turin: Durrieu, Taf. 39,


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