. Die Gartenwelt . Japanische Lieblingsblumen.*) Von Mary E. Unger. 1. Die Pflaumenblüte. Die erste Blüte, die im neuen Jahre erscheint, ist die Pflaumen- blüte. Oft öffnet sie im Schnee des Januars ihre grünlich-weiÃen, niedlichen Blumenblätter, und indem sich die Knospe entfaltet, erfüllt sie die frischkühle Luft mit ihrem Dufte. Der Tempelgarten von Sugita, einem kleinen Dorfe bei Yokohama, ist berühmt wegen seines Pflaumenbaumhaines. Dort stehen die Ueberbleibsel eines früheren Geschlechtes, grob und eckig in der Form, mit knorrigen, vom Sturm vieler Jahre zerrissenen und verkrü


. Die Gartenwelt . Japanische Lieblingsblumen.*) Von Mary E. Unger. 1. Die Pflaumenblüte. Die erste Blüte, die im neuen Jahre erscheint, ist die Pflaumen- blüte. Oft öffnet sie im Schnee des Januars ihre grünlich-weiÃen, niedlichen Blumenblätter, und indem sich die Knospe entfaltet, erfüllt sie die frischkühle Luft mit ihrem Dufte. Der Tempelgarten von Sugita, einem kleinen Dorfe bei Yokohama, ist berühmt wegen seines Pflaumenbaumhaines. Dort stehen die Ueberbleibsel eines früheren Geschlechtes, grob und eckig in der Form, mit knorrigen, vom Sturm vieler Jahre zerrissenen und verkrüppelten Aesten. Tausend oder noch mehr solcher alter Bäume stehen in jenem Tempelgarten. AuÃer der duftenden, grünlich-weiÃen, gibt es noch einige andere hübsche Arten und Formen: Eine früher blühende, gefüllte rote Form, die ganz wenig Duft hat, und eine schöne, zartrosa, ohne jeden Duft, die aber entzückend unter den blasseren Blüten hervortritt und der ganzen Szenerie einen sanften Hauch lebhafterer Farbe verleiht. Die Frucht dieser Bäume ist von geringem Nutzen. Eingemacht wird die grüne Pflaume allerdings; man setzt ihr ein gewisses Kraut (Perilla) zu, das ihr eine eigentümlich schmutzig-rote Farbe gibt. So zubereitet, wird die Frucht von vielen als eine Frühstücks- delikatesse hochgeschätzt. Uebrigens sind bei den Japanern die Bäume nicht nur wegen ihrer Blüten so beliebt, sondern der Baum selbst, der durch seine zerzauste, wetterharte Form von Kampf und Streit vergangener Zeiten erzählt, wird von ihnen bewundert. Je älter und ver- witterter ein solcher Baum ist, desto mehr spricht er zum Herzen der Japaner. In der Tat, wenn solche harte, hohle Stämme, oder vielmehr ihre knorrigen, verwitterten Aeste, von den Büscheln der zarten, frischen Blumen überdeckt sind, dann erreicht dieser Baum jedes Jahr von neuem den Gipfel der Schönheit. Nichts wird aber auch von den Japanern mehr geh


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