. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Abb. 298 Wir kehren aber zu den Frauendarstellungen zurück. Noch im XV. Jahrh. war ja in dei- italienischen Kunst eine gewisse Zurückhaltung, in der mitteleuropäischen eine mehr als je betonte jungfräuliche Demut und Sprödigkeit der bezeichnende Zug derselben. Anders wurde es zwar nach dem glänzenden Siege der humanistischen "Weltanschauung in der Hochrenaissance. Und man darf es vielleicht ebenfalls (vgl. oben S. 84/5) als eine Folge der weiblichen Emanzipa- tion betrachten, dass die Frauen in der Cinquecentokunst, wie ehemals in der Antik
. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Abb. 298 Wir kehren aber zu den Frauendarstellungen zurück. Noch im XV. Jahrh. war ja in dei- italienischen Kunst eine gewisse Zurückhaltung, in der mitteleuropäischen eine mehr als je betonte jungfräuliche Demut und Sprödigkeit der bezeichnende Zug derselben. Anders wurde es zwar nach dem glänzenden Siege der humanistischen "Weltanschauung in der Hochrenaissance. Und man darf es vielleicht ebenfalls (vgl. oben S. 84/5) als eine Folge der weiblichen Emanzipa- tion betrachten, dass die Frauen in der Cinquecentokunst, wie ehemals in der Antike, unbefangen mit übereinander geschla- genen .Beinen zu sitzen begannen. Verhältnismässig unemp- findlich für diese Neuerung war allerdings — so scheint es mir wenigstens — fortdauernd die kirchliche Kunst, und selbst das mächtige Beispiel, welches Michelangelo mit seiner ery- thräischen Sibylle und der Madonnenstatue in der Mediceischen Glrabkapelle gab (Klass. d. Kunst, Abb. S. 34 u. 93), ver- mochte nicht diesen Konservatismus zu überwinden. Die ähnlich sitzende Maria in der heiligen Familie von Marcello Venusti ist ja nur die Ko- pie nach einer Zeichnung Michelangelos (London, „National Gallery" II, Abb. S. 279; ein zweites Exemplar im Stadt. Museum zu Leipzig, Nr. 271). Weit weniger auffal- lend ist die Benützung unserer vierten Sitzform in gewissen Marienbildern von Rubens, z. B. in seiner ländlichen Madonna im Prado-Museum zu Madrid (Klass. d. Kunst. Abb. S. 428). Die meisten weiblichen Figuren dieser Art gehören in der Cinquecento-Kunst indessen dem allegorischen und mythologischen Gebiete an, oder sie erscheinen wenigstens, wie diejenigen der oben S. 167 behandelten Gruppe, in idealer Nacktheit. Beispiele: allego- rische Frauen der Raffael-Schule in den vatikanischen Stanzen und im Castel S. Angelo, Hebe im Museo civico zu Verona, Francesco Caroto zugeschrieben (Ber. Kunststätt., Abb. S. 136), Giovan Ped- rinos völlig nackte, in bequemer
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