. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinsteïlungen in der Kunstgeschichte. 129. Abb. 206. (C. L. Fernows Ausg. v. J. 18U8, VII, S. 103), „dergleiclien Stand auch an einem Redner für unanständig gehalten, so wie es Pythagoras (ira VI. Jahrh. v. Ohr.) raiss- liilügte, den linken Schenkel über den rechten zu legen" — wohl wegen des Mangels an Achtung Anderen gegen- iibei', den eine so lässige Haltung kundgibt? Man darf wohl annehmen, dass diese Anstandsregel vor allem eben den Kindern galt. Schon auf dom Parthenonfriese steht jedoch ein Knabe mit gekreuzten Beinen im Gespräc


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinsteïlungen in der Kunstgeschichte. 129. Abb. 206. (C. L. Fernows Ausg. v. J. 18U8, VII, S. 103), „dergleiclien Stand auch an einem Redner für unanständig gehalten, so wie es Pythagoras (ira VI. Jahrh. v. Ohr.) raiss- liilügte, den linken Schenkel über den rechten zu legen" — wohl wegen des Mangels an Achtung Anderen gegen- iibei', den eine so lässige Haltung kundgibt? Man darf wohl annehmen, dass diese Anstandsregel vor allem eben den Kindern galt. Schon auf dom Parthenonfriese steht jedoch ein Knabe mit gekreuzten Beinen im Gespräch mit einem Manne mindestens mittleren Alters, und nach den Kunstdarstellungen zu urteilen verlor jene Sitte bald nachher jede (lültigkeit. Zuletzt kreuzen voinehmlicli eben die kindlichen und ganz jugendlichen Figuren die Beine, so z. B. überhaupt gerne die Eroten der spätrö- mischen Kunst (vgl. etwa Reinach I, Abb. S. 100 u. 101). Wii' sind vielleicht sogar berechtigt, diese Bemer- kung zu verallgemeinern. Wenn wir in der sonst ziem- lich Unterschieds- und entwickelungslosen Masse von Bei- spielen des aufgestützten Fusses in der antiken Kunst eine steigende Reihe vom müden Ausruhen nach dem Kampfe bis zum Triunipiie der römischen Weltherrscher wahrnehmen, so 'zeigt dage- gen das Motiv der übereinander geschlagenen Beine eine Neigung zu sinken oder je- denfalls sich immer mehr nach unten zn verbreiten. Anfangs eine Attitüde der sozialen Auszeichnung und Autorität, wurde es zu- letzt nicht nur die typische Hirten- und Kinderstellung, womit sich immerhin ein idealer Grehalt verband, sondern eine Pose, die man (wie es schon Stephani bemerkt hat) sogar für Pädagogen und (wie ich hinzufüge) für ganz gemeine Sklaven passend fand. Bei- spiele der letzteren finden sich jedenfalls in den Terenz-Illustratio- nen (Publ. d. Pariser , Taf. 4, 17 u. 19 = Abb. 206), welche Bilderredaktion uns allerdings nur aus karolingischen und überhaupt frühmittelaltei


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