Paris : Notizen . treibengehört zum Wesen der Stadt wie es andererseits der Katholi-zismus tut. So konnte Paris zu einem Riesenseldwyla, zu einemWeltjahrmarkt der Eitelkeiten werden, auf dessen Bühnen manPriester und Hetären, Übermütige und Elende, die Schönheitund das Laster gleich ruhelos umhergetrieben sieht. Reich undarm stehen härter in dieser schönen Stadt nebeneinander alssonstwo, nirgend berühren höchster Luxus und tiefste Schäbig-keit sich enger. Die ganze Welt gibt sich ein es irgend vermag, fährt einmal im Leben wenigstens nachParis. Die Nachfrage der ganzen Kulturwel


Paris : Notizen . treibengehört zum Wesen der Stadt wie es andererseits der Katholi-zismus tut. So konnte Paris zu einem Riesenseldwyla, zu einemWeltjahrmarkt der Eitelkeiten werden, auf dessen Bühnen manPriester und Hetären, Übermütige und Elende, die Schönheitund das Laster gleich ruhelos umhergetrieben sieht. Reich undarm stehen härter in dieser schönen Stadt nebeneinander alssonstwo, nirgend berühren höchster Luxus und tiefste Schäbig-keit sich enger. Die ganze Welt gibt sich ein es irgend vermag, fährt einmal im Leben wenigstens nachParis. Die Nachfrage der ganzen Kulturwelt erhebt auf denBoulevards ihre Stimme, und das Angebot säumt nicht, denZahlungsfähigen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Jedermannbetrachtet die Straße als Podium. Und so erscheint das Volks-leben dem in die Distanz gedrängten Fremden als ein Schau-spiel, das ihm zu Ehren dargestellt wird; es wird ihm das Ge-wimmel zum Gemälde, das er ästhetisch mit allen scharfenKontrasten zu genießen AUS DER UMGEBUNG AUCH an die Gegend rings um Paris denkt man zurück, alswäre sie ein Teil der Stadt. Denn man tritt nicht eigent-lich in die freie Natur, wenn man die Vororte hinter sich läßt,vergißt die städtische Kultur nicht in dunkeln Wäldern, zwischendörfischen Häusern oder weit sich dehnenden Ackern; überallfast wird man vielmehr an die Gegenwart der Großstadt er-innert. Das Land rings um Paris und bis tief in die Provinzhinein erscheint wie etwas kunstmäßig Angelegtes. Es ist offenund geschlossen zugleich wie ein englischer Park. Man fährtwie durch wohlgepflegtes, sauber gehaltenes Gartenland, indem, wie architektonisch bewußt geordnet, helle Häuser ver-streut liegen, die, bei aller Bescheidenheit, Zeichen herrschaft-licher und städtischer Kultur tragen. Man ist im Bois de Boulogne, dicht vor den Toren vonParis, ganz wie auf dem Lande, ist in einer parkartigen Na-tur und doch dem Herzen der Weltstadt ganz nahe; und inChantillv glaubt man immer


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