Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . sche Gewalt— wie wäre es denn sonst Gestalt? — nicht so viele Ände-rungen wie möglich schafft, nicht also zu Bewegung undWerden neigt, sondern im Gegenteil mit unbeschreiblicherHartnäckigkeit beharrt als das einzige konservative Prin-zip der ganzen Natur, als die^ denkbar grösste Ruhe, als die Sichtbarwerdung des Seinsbegrif-fes, so zeige ich Ihnen hier noch(aus Gegenbaurs Anatomie) dasSkelett der rechten Hand desheutigen Menschen, damit Sie esmit den Reptilfüssen verschiedenen Funktio-nen Menschenhand und Rept


Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . sche Gewalt— wie wäre es denn sonst Gestalt? — nicht so viele Ände-rungen wie möglich schafft, nicht also zu Bewegung undWerden neigt, sondern im Gegenteil mit unbeschreiblicherHartnäckigkeit beharrt als das einzige konservative Prin-zip der ganzen Natur, als die^ denkbar grösste Ruhe, als die Sichtbarwerdung des Seinsbegrif-fes, so zeige ich Ihnen hier noch(aus Gegenbaurs Anatomie) dasSkelett der rechten Hand desheutigen Menschen, damit Sie esmit den Reptilfüssen verschiedenen Funktio-nen Menschenhand und Reptilien-fuss zu genügen haben, wissenSie ohne weitere Erläuterungen;jetzt betrachten Sie, bitte, mitwelchem Mindestmass an Ände-rungen das Leben die selbe Ge-stalt festgehalten wir also das Leben ins Auge fassen, können wirPlato nicht folgen, wenn er behauptet, nur das Denkenhabe Gemeinschaft mit dem Sein, das Wahrnehmen da-gegen mit dem Werden. Hier ist eine Lücke, ja mehr, einwirklicher Irrtum, und unsere Bemühungen werden nicht 38*. 596 Fünfter Vortrag umsonst gewesen sein, wenn es uns gelungen ist, das jetztzu empfinden, nicht weil uns daran läge, Plato zu mei-stern, sondern weil wir hier den Übergang zu den tiefstenkritischen Gedanken Kants finden. Mit Augen erblickten wir es — und hätte ich heute dieZeit dazu, ich könnte es Ihnen noch ganz anders über-zeugend und überwältigend dartun: im Leben beharrt dieGestalt; nicht also das abstrakte Denken, vielmehr diesinnliche Wahrnehmung ist es, die uns das Sein (im Gegen-satz zum Werden) lehrt — lehrt nämlich, sobald wir sieauf das Leben richten und sie bis zur vollen Unbefangen- ?525 heit von allen Gedankenphantomen reinigen. Hier ist esja, hier, bei der Anschauung der Lebensgestalt, dass derBegriff eines Seins (der sonst, wie wir sahen, sinnloswäre) entsteht; und versuchen w^ir dieses Angeschaute be-grifflich zu erfassen, so entdecken wir, dass es nur alsZweckmässigkeit gedacht werden k


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