. Die Gartenwelt. Gardening. VII, 35 Die Gartenwelt. 415 Ganz anders aber verhält sich die Natur, wenn der Mensch in seinen Schranken bleibt und ihre erhabene Kunst als Hilfsmittel zur malerischen Drapierung seiner "Werke in Anspruch nimmt und so- zusagen mit ihr Hand in Hand arbeitet. Alsdann schmückt sie in wundervollster "Weise und in unzähligen Formen und Farbentönen seiue Gebilde aus starrem Material, haucht Leben auf kahles, totes Gestein, unterbricht steife Linien in schwungvollster und anmutigster Weise, zieht Guirlanden um seine Bauwerke, windet sich geschmeidig an Säulen un


. Die Gartenwelt. Gardening. VII, 35 Die Gartenwelt. 415 Ganz anders aber verhält sich die Natur, wenn der Mensch in seinen Schranken bleibt und ihre erhabene Kunst als Hilfsmittel zur malerischen Drapierung seiner "Werke in Anspruch nimmt und so- zusagen mit ihr Hand in Hand arbeitet. Alsdann schmückt sie in wundervollster "Weise und in unzähligen Formen und Farbentönen seiue Gebilde aus starrem Material, haucht Leben auf kahles, totes Gestein, unterbricht steife Linien in schwungvollster und anmutigster Weise, zieht Guirlanden um seine Bauwerke, windet sich geschmeidig an Säulen und Monumenten empor, schüttet, indem sie dabei oft um sieh her zauberischen Duft verbreitet, ein buntes Farbenspiel auf seiner Hände Arbeit und schmückt noch in derselben "Weise die Ruinen seiner Schöpfungen, wenn sie schon lange den Schöpfer der- selben selbst in ihrem Schosse verborgen hat und festhält. Alles in allem: der Mensch, wenn er die Natur nachahmen will, ist immer klein; die Natur aber, wenn sie menschliche Werke nachzuahmen scheint, ist immer gross, man muss sie nur beobachten. Obschon nun die Natur aus Pflanzenmaterial nicht Reiter, Mann und Frau, Hund und Katze etc. bildet, weil sie die Zwei- händer ebenso wie die vierfüssigen Geschöpfe sieh bewegen und tummeln sehen will, wozu sie ihnen Arme und Beine gab, so hat sie uns bei ihrem unendlichen Formen- reichtum und Organisations- talent nichtsdestoweniger Vorbilder für unsere Nach- ahmungslust aufgestellt, deren Nachbildung, wenn der Mensch dabei nicht absurd verfährt, sie nicht beleidigt. Ausser den unregel- mässigen, malerischen For- men gefällt sich die Natur auch im Pflanzenreiche in Formen von grosser Regel- mässigkeit, wie sie uns be- sonders in ihren kugel- runden, wie in Säulen- und Pyramidenformen zeigt, welche sie ohne mensch- liches Hiuzuthun baut. In vielen anderen Fällen er- wartet sie wiederum augen- scheinlich die Mithilfe des Menschen, indem sie so zarte und so gegliederteG


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