Geschichte der christlichen Kunst . lerei im Zeitalter der nationalen Stile (11.—15. Jahrhunrii 237 steigerten Austausches der Kräfte, der reichen Beobachtung, welche von allenSeiten zuströmt. Süden und Norden begegnen sich wieder und die erstarrtenFormen des 11. Jahrhunderts gewinnen wieder einen Anflug von Anmuthund Ebenmass. Schon in dem Bruchsaler Evangeliar spürt man den Hauchfrischerer Natürlichkeit, der uns nun überhaupt in den Schöpfungen des fröh-lichen Rheinlandes entgegentritt, welche durch die Erweiterung des Darstellungs-stoffes sofort auffallen. Das merkwürdigste Denkmal der Zeit


Geschichte der christlichen Kunst . lerei im Zeitalter der nationalen Stile (11.—15. Jahrhunrii 237 steigerten Austausches der Kräfte, der reichen Beobachtung, welche von allenSeiten zuströmt. Süden und Norden begegnen sich wieder und die erstarrtenFormen des 11. Jahrhunderts gewinnen wieder einen Anflug von Anmuthund Ebenmass. Schon in dem Bruchsaler Evangeliar spürt man den Hauchfrischerer Natürlichkeit, der uns nun überhaupt in den Schöpfungen des fröh-lichen Rheinlandes entgegentritt, welche durch die Erweiterung des Darstellungs-stoffes sofort auffallen. Das merkwürdigste Denkmal der Zeit war der zwischen1159 und 1175 geschriebene ,Hortus deliciarum der Herrad voniiortus de-Landsperg, welcher leider 1870 in dem Brande der Strassburger Stadt-bibliothek zu Grunde gegangen ist1. Die gelehrte Verfasserin beabsichtigte,in diesem ,Lustgarten ihren Nonnen eine Encyklopädie alles Wissenswerthenund Wissensnöthigen zu geben; sie greift darum auch stark in die profane liciaruni. .t,-f»ftl. .:*^ W -iu jimtU-h. Fig. 177. Kreuzigung. Aus dem Hortus deliciarum der Herrad von Landsperg. (Nach E. de Lasteyrie.) Welt hinein und leitet damit die Illustration rein weltlicher Stoffe ein, welchebis dahin von der Kunst kaum berührt worden waren. Die Typen sind durchwegdie längst festgestellten, aber sie sind mit grosser Frische und Naivetät be-handelt. Die Darstellungsmittel sind noch vorwaltend symbolisch-allegorisch;wir begegnen den Personifikationen von Sonne und Mond, von Kirche und 1 Eine unvollständige Ausgabe veran-staltete Chr. Moritz Engelhardt Herradvon Landsperg und ihr AVerk Hortus deli-ciarum. Stuttg. u. Tübing. 1818. Eine neuehatte der Graf de Bastard beabsichtigt. Ausseinem Nachlasse gab de Lasteyrie Minia-tures inedites de Herrade de Landsp. ( 1884—1885) Par. 1885 heraus, woraufdie Strassburger ,Societe pour la conserv. des monuments bist. dAlsace auf Grund deruns erhaltenen Pausen und Copien eine neueAusgabe des Ganzen unternahm (abg


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