. Die Verwundetenfèursorge in den Heldenliedern des Mittelalters . die Wolken fliegen können, ohne die Flügel gespanntzu haben. (V. 37330.) Der Betrachtung folgte die Betastung der Brust, der Herz-gegend und der Seiten, durch die man feststellen wollte, ob dieinnern Organe nicht verletzt seien. Auch Puls und Urin wurdenzu Rate gezogen. Auf Grund ihrer Untersuchung stellten dieÄrzte die Prognose und kündeten den ängstlich harrendenFreunden und Verwandten, nach welcher Zeit der Verwundetegenesen sein würde. Je nach der Schwere der Wunde schwanktdiese Zeit zwischen vierzehn Tagen und einem ganzen


. Die Verwundetenfèursorge in den Heldenliedern des Mittelalters . die Wolken fliegen können, ohne die Flügel gespanntzu haben. (V. 37330.) Der Betrachtung folgte die Betastung der Brust, der Herz-gegend und der Seiten, durch die man feststellen wollte, ob dieinnern Organe nicht verletzt seien. Auch Puls und Urin wurdenzu Rate gezogen. Auf Grund ihrer Untersuchung stellten dieÄrzte die Prognose und kündeten den ängstlich harrendenFreunden und Verwandten, nach welcher Zeit der Verwundetegenesen sein würde. Je nach der Schwere der Wunde schwanktdiese Zeit zwischen vierzehn Tagen und einem ganzen Jahr. Seltenkommt es vor, daß ärztliche Kunst einen Verwundeten in vier Tagen zu heilen vermag, wiewir es in dem französischenLied »Jehan et Blonde« ver-nehmen, wo ein geschickterArzt aus Boulogne den ver-wundeten Ritter Jehan undseine Genossen in der ange-gebenen Zeit so vollkommenheilt, daßsiewiederzuPferdesteigen können (4530—35).Die Behandlung durchdie Ärzte nimmt ihren An-fang mit der Entfernungselbst sich nicht schongezognen hat. Der Arzt. Abbildung II. Entfernung eines Pfeils mit der Zange. (Nach Sudhoff.) des Geschosses, falls der Heldvorher den Pfeil aus der Wundegriff mit den Fingern in die Wunde und zog den Pfeilheraus; gelang ihm dies nicht, war vielmehr das Eisen fest in dieKnochen eingekeilt, so entnahm er seiner Instrumententasche eineZange — wohl meist aus Eisen oder Bronze — und zog mit ihrdie Spitze heraus. Eine solche Operation haben wir oben durchden Arzt Japis mit gutem Erfolge durchführen sehen (Seite 9);auch unsere Abbildung 11 aus der gleichen französischenHandschrift des Roger von Salerno, der wir bereits das Bild derärztlichen Kräuterküche entnommen haben, zeigt uns die Formeiner solchen Zange, mit der der Arzt den Pfeil aus einer Rücken-wunde zieht. Vielleicht ist auch hier der Pfeil vorn einge-drungen und hat seinen Weg durch den Körper nach hinten ge- — 43 — nommen. Oft aber gelingt es nicht, mit der Zange den Pfeil


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