. Die Verwundetenfèursorge in den Heldenliedern des Mittelalters . lich zu diesem Zwecke diente (Abbildung 4). Sie bestand aus weißemLinnen, war meist gefältelt und konnte ent-weder ohne weiters oder nachdem Streifenaus ihr geschnitten waren, zum Verbandbenutzt werden. Wenn Gawan dann dieWunde bespricht, so folgt er damit einemAberglauben, der ja selbst in der heutigenZeit nicht ausgestorben ist. Doch mit der Anlegung des Notver-bandes hält der gewissenhafte Gawan seineärztliche Tätigkeit noch lange nicht für be-endet. Er denkt jetzt daran, dem RitterAbbildung 4. einen regelrechten Wundverband


. Die Verwundetenfèursorge in den Heldenliedern des Mittelalters . lich zu diesem Zwecke diente (Abbildung 4). Sie bestand aus weißemLinnen, war meist gefältelt und konnte ent-weder ohne weiters oder nachdem Streifenaus ihr geschnitten waren, zum Verbandbenutzt werden. Wenn Gawan dann dieWunde bespricht, so folgt er damit einemAberglauben, der ja selbst in der heutigenZeit nicht ausgestorben ist. Doch mit der Anlegung des Notver-bandes hält der gewissenhafte Gawan seineärztliche Tätigkeit noch lange nicht für be-endet. Er denkt jetzt daran, dem RitterAbbildung 4. einen regelrechten Wundverband an- Kopftuch der Frauen. (Wimpel), zulegen. Dazu bedarf er aber eines Heil-(Nach Alwin Schultz) kraut es. Er eilt es zu suchen und findetes, als er mit der schönen Frau Orgeluse über die Heide reitet: X. 413 »Dort ward von ihm ein Kraut gefunden,Deß Wurzel heilsam gegen Werte schwang sich von dem Pferde,Grub schnell die Wurzel aus der ErdeUnd sprang behend zurück aufs Roß.Die Frau die Rede nicht verdroß,Sie rief: „Kann der Genosse mein. — i5 — 420 Denn Arzt zugleich und Ritter sein,Erwirbt er sich ein schönes Teil,Trägt er in Büchsen Salben feil.„Ich traf, sprach er, „vor kurzer Stund,Einen Ritter, der liegt wundIm Schatten einer ich ihn wiederfinde,Soll ihn dies Kraut ermannen,Und alle Schwäche bannen.« (Hertz). Er findet den Ritter wieder, und bindet ihm die Wurzel aufdie Wunde. Nun bittet der Verwundete, ihn ins Lazarett zuschaffen: X. 580 »Nicht weit von hier steht ein Spital,582 War ich in wenig Stunden dort,So fand ich Ruh für alle Zeit.« Wie Gawan für seine- treue Bereitwilligkeit von dem Ritterbetrogen wird, können wir hier übergehen. Wir wollen ihn lieberzu einem andern Abenteuer begleiten, in dem er selbst der Leid-tragende ist. In einem Zauberschloß besteht er den Kampf miteinem gewaltigen Löwen, den er zwar tötet, doch wird er selbstso schwer verwundet, daß ihm infolge des Blutverlustes die Sinneschwinden


Size: 1243px × 2010px
Photo credit: © Reading Room 2020 / Alamy / Afripics
License: Licensed
Model Released: No

Keywords: ., bookcentury1900, bookdecade1910, booksubjectliteraturemedieval