. Die Gartenwelt. Gardening. 496 Die Gartenwelt. XVIII, 39 Stauden. Zur Geschichte der Nelken in Neapel. Von C. Sprenger. Meine Hand zittert noch heute, nach langen Jahren, wenn ich den Namen Nelke niederschreiben soll, und doch ist mit 67 Jahren das Auge klar, leuchtet heller und reiner als jemals in der Jugend. Die Nelke ist die Blume meiner Wahl und mein LiebHng; sie geht mir über alles, selbst über unsere Rosen. Meine Balkone am göttlichen Posilipo in Neapel zieren flammendrote Nelken, damit sie weithin melden, wo mein Altersheim aufgeschlagen ist, denn meine Nachbarn führen keine Blumen a


. Die Gartenwelt. Gardening. 496 Die Gartenwelt. XVIII, 39 Stauden. Zur Geschichte der Nelken in Neapel. Von C. Sprenger. Meine Hand zittert noch heute, nach langen Jahren, wenn ich den Namen Nelke niederschreiben soll, und doch ist mit 67 Jahren das Auge klar, leuchtet heller und reiner als jemals in der Jugend. Die Nelke ist die Blume meiner Wahl und mein LiebHng; sie geht mir über alles, selbst über unsere Rosen. Meine Balkone am göttlichen Posilipo in Neapel zieren flammendrote Nelken, damit sie weithin melden, wo mein Altersheim aufgeschlagen ist, denn meine Nachbarn führen keine Blumen auf ihren Baikonen. Seltsam, diese Nelken haben mir im Leben nur Unglück gebracht, aber nun flammen sie mir neues Leben und neuen Mut. Die Feinde, dlj sich ihrer bedienten, liegen am Boden, andere habe ich in der Tasche, wenn sie sich nochmals falsch betragen sollten; bis heute habe ich sie geschont, wohl wissend, daß ich sie damit stärkte. Meine Margaretennelken sind Allgemeingut geworden; sie haben etliche Millionen in Umlauf gebracht; über sie ist genug geschrieben, und von den Millionen habe ich nichts gesehen, aber andere. Neapel hat aber noch eine andere Klasse schöner Nelken, die wohl bekannt zu werden verdient. Sie ist nicht das Werk hadernder deutscher Gärtner in Neapolis, sondern dunkler Herkunft, und das Ver- dienst, sie gefördert zu haben, kommt keinem geringeren zu, als dem blumenliebenden jetzi- gen König Italiens. Als ich im Jahre 1878 nach Neapel kam, gab es dort so- zusagen keine Nelken. Nur et- liche einsame Menschen pflegten auf ihren Dächern und in ihren Dachgärtchen eine ebenso küm- merliche, wie verlassene Nelke, und von irgendeinem ärmlichen Balkone einer Nebenstraße im alten Neapel hing aus einem unnennbaren Behälter oder Topfe eine die suchende blütenarme Nelke. Das war alles. Nur im Juni gab es flammende Nelken für die Knopflöcher unserer Dandys; sie kamen aus Terre del Greco, unweit Neapels, auf den Laven des Vesuvius als St


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