. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Zwei Gebärden mit dem Zeigr/inger. 63 Abgebildeten in Profil an uns vorüber, in der Form nur zufällig, wie durch Fen- steröffnungen gesehener Köpfe oder Brustbilder. Die Barocknienschen wollen dagegen zum jeden Preis die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auf ihren Bildnissen zeigen sie sich ja gerne in ganzer Figur oder immerhin als Kniestücke, sie entfalten eine impo- nierende Pracht, sie gebärden sich mit anniassender Majestät, sie lassen uns nicht vor- beigehen, sie rufen uns an. Sie scheinen nur eine Besorgnis zu haben: das liebe Ich gehörig h


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Zwei Gebärden mit dem Zeigr/inger. 63 Abgebildeten in Profil an uns vorüber, in der Form nur zufällig, wie durch Fen- steröffnungen gesehener Köpfe oder Brustbilder. Die Barocknienschen wollen dagegen zum jeden Preis die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auf ihren Bildnissen zeigen sie sich ja gerne in ganzer Figur oder immerhin als Kniestücke, sie entfalten eine impo- nierende Pracht, sie gebärden sich mit anniassender Majestät, sie lassen uns nicht vor- beigehen, sie rufen uns an. Sie scheinen nur eine Besorgnis zu haben: das liebe Ich gehörig hervorzuheben. Zeigende Porträts beginnen, zunächst vornehmlich in Italien '), schon in der er- sten Hälfte des XVI. Jahrhunderts aufzutreten. Ich kenne solche von Andrea del Sarto (Andrea Fausti im Louvre, Nr. 1651 A), Loremo Lotio (s. unten), Sebastiano del Piombo (Andrea Doria im Pal. Doria zu Rom), Bronsino (Vittoria Colonna in den Uffizien; Monatsh. f. Kunstwiss. III, Taf. 54, Abb. 2), Alessandro Allori (Bildnis ei- nes jungen Mannes in St. Petersburg) u. A. Schon jetzt, wie auch manchmal später ''), hat das Zeigen oft kaum eine andere Bedeutung als die eines sprechenden Lebens- zeichens oder einer dekorativen „Kulturgebärde". Bisweilen wollen jedoch schon zu die- ser Zeit die Abgebildeten damit etwas Besonderes von sich selbst aussagen, wie z. B. „der kranke Mann" im Pal. Doria und der Un- ^^^^^^^, _ bekannte bei Sir J. C. Robinson (Burlington Ma- ^^^^^BL B gazine XVI, Taf. z. S. 333), beide von Lo- HHH^f^"^? ren£:o Lotto, obgleich es eben in diesen Fällen wohl für immer ein Geheimnis bleiben Avird, was sie uns eigentlich anvertrauen wollen. Um so deut- licher ist der Sinn des Doppelmotivs auf dem Bild- nis des Giulio Clovio, von El Greco noch wäh- rend seiner italienischen Zeit gemalt, jetzt im Mu- seum zu Neapel {Abb. 93; nach Zeitschr. f. Bild. ^i^i^ gg Kunst, N. F. VIII, Abb. S. 177). Der alte Mi- niaturmaler sieht hier den Beschaue


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