Durch Bosnien und die Herzegovina kreuz und quer; Wanderungen . ttertenMuscharabiehs aus (»Muschebak« sagt der Bosnier) ein geheimnissvollesTreiben. Am Tage der »süssen Minne« ist es dem jungen Manne gestattet,sich der Dame seiner Bekanntschaft, die er vielleicht als unverschleiertenBackfisch flüchtig geschaut, in allen Ehren zu nahen und ihr in Formrechtens den Hof zu machen. Das geschieht so züchtig, so zart, dass mandie Mohammedaner wegen ihres Anstandes bewundern muss. Ueber einganz leises Flüstern kommt das Aschykliknie hinaus, ein Kuss ist fast unmöglich,und nur wenn die Leidenschaftdie
Durch Bosnien und die Herzegovina kreuz und quer; Wanderungen . ttertenMuscharabiehs aus (»Muschebak« sagt der Bosnier) ein geheimnissvollesTreiben. Am Tage der »süssen Minne« ist es dem jungen Manne gestattet,sich der Dame seiner Bekanntschaft, die er vielleicht als unverschleiertenBackfisch flüchtig geschaut, in allen Ehren zu nahen und ihr in Formrechtens den Hof zu machen. Das geschieht so züchtig, so zart, dass mandie Mohammedaner wegen ihres Anstandes bewundern muss. Ueber einganz leises Flüstern kommt das Aschykliknie hinaus, ein Kuss ist fast unmöglich,und nur wenn die Leidenschaftdie Grenzen überschreitet, wennsich einer Verehelichung Hin-dernisse in den Weg stellen,dann wird eine Entführungverabredet, die der Landes-sitte entspricht, aber nichtmehr recht gebräuchlich es ertönen hin und hersüsse Liebeslieder, die denschönsten Klängen desAbendlandes nichts nach-geben. Da ist das bosnischeVolk, wenn auch religiös,doch nicht national geschie-den, und die Frauen- undLiebeslieder gelten für Mo-hammedaner wie G u s 1 a r «7 Ueberhaupt ist das südslavische Volk reich an Liedern. Während aberdie Epik wenig Gefälle hat, die Handlung meist verflacht oder im Sandeverläuft, ist der lyrische Schatz ein wunderbarer. Die epischen Stücke,wie sie von den bosnischen Barden zur Gusla in einer fremdartigen, halbsingenden Weise mit eigenthümlichem Rhythmus recitirt werden, handelnvom Alltagsleben und den Thaten der Helden; die Siege, wie die Nieder-lagen werden mit Breite geschildert, aber keine Freude schwell1- die Brustdes Sängers, kein Kummer zerdrückt ihm das Herz. Wie anders dieVolkslyrik! Es ist fast unglaublich, dass diese duftenden Blüthen auf dem-selben Boden wuchsen. Schelmische Laune, pathetische Leidenschaft,ausgelassener Freudenüberschwang, süsse Melancholie, muthiger Trotz undhingebungsvolles Anschmiegen: für jede Regung des Gemüthes hat dieseLyrik ihre eigenen süssen Melodien. Welche innige Empfindung kommtnicht
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