Paris : Notizen . Romantik und zu denWohnstätten friedlicher bürgerlicher Empfindungen. Michel-angelo, das einsame, unheimlich große Individuum, hatte dasganze Leben in seine erhaben sinnUche Abstraktion hineinge-zogen; Rubens, der lebensfrohe Weltmann mit dem Riesen-temperament, trug seinen Gestaltungstrieb umgekehrt ins Lebenhinein. »Die Natur zu fassen, wie sie sich bietet, wirklicheWesen aus dem Leben herauszugreifen, und damit die Weltseiner Phantasie zu bevölkern, das war bei ihm eine Gewohn-heit, weil ein Bedürfnis, eine Schwäche wie eine Stärke seinesGeistes« (Fromentin). Das südlich R
Paris : Notizen . Romantik und zu denWohnstätten friedlicher bürgerlicher Empfindungen. Michel-angelo, das einsame, unheimlich große Individuum, hatte dasganze Leben in seine erhaben sinnUche Abstraktion hineinge-zogen; Rubens, der lebensfrohe Weltmann mit dem Riesen-temperament, trug seinen Gestaltungstrieb umgekehrt ins Lebenhinein. »Die Natur zu fassen, wie sie sich bietet, wirklicheWesen aus dem Leben herauszugreifen, und damit die Weltseiner Phantasie zu bevölkern, das war bei ihm eine Gewohn-heit, weil ein Bedürfnis, eine Schwäche wie eine Stärke seinesGeistes« (Fromentin). Das südlich Romanische, das Rubens nordisch germanischumschuf, das Architektonische, das er malerisch frei zu machenwußte, war den Franzosen als Vorbild ebenso unentbehrlich,wie Das, was ihnen die Spanier und Holländer gaben. Ja,Rubens hat so recht eigentlich für die Franzosen gearbeitet,weil er getan hat, was sie selbst gern vollbracht hätten, wennsie nur die Entschlußkraft grefunden hätten und nicht von aka-. RUBENS 139 demischen Bedenken immer zurückgehalten worden wären. Sokommt es, daß der Name Rubens in den späteren Jahrhundertender französischen Malerei auf Schritt und Tritt erklingt unddaß der Gang durch die langen Säle voll Rubensscher Bilderim Louvre wäeder einmal lehrreich auch für die Betrachtungfranzösischer Kunst wird. Der eigentliche Rubens ist freilich in den mächtigen Wand-bildern der Rubensgalerie kaum zu finden. Staunenswert sindja auch diese Arbeiten, weil es schon etwas Außerordentlichesbedeutet, bei solchem Unternehmen, auf Riesenleinwände leerehöfische Allegorien zu malen, nicht zu entgleisen. Welch könig-Hche Beherrschung der Mittel, Solches, mit einer Schülerscharsogar, zu wagen und zu vollbringen! Aber gegen den Rubens,wie er in seinen besten Stunden war, kommt der geniale Deko-rationsmaler dieser Repräsentationsbilder doch bei weitem nichtauf Das ursprünglich gestaltende Temperament ahnt man imLouvre vor allem in der »flämischen
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