. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 165. Abb. 283. Sinne der Würde und Selbstschätzung und als eine elegant-lässige Gesellschaftspose, ge- legentlich auch später, z. B. in vereinzelten Beispielen in der holländischen Malerei des XVII. Jahrh., wo es jedenfalls in dem Zerrbilde des Humors eine Art von Nachblüte erlebte. Auf diesem Gebiete ist es aber nicht immer ganz leicht, Ernst und Scherz von einander zu un- terscheiden. Vornehm ist diese Beinhaltung immerhin u. a. an dem imponierenden Fähnrich bei dem Festessen der Amsterdamer Bürgergar


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 165. Abb. 283. Sinne der Würde und Selbstschätzung und als eine elegant-lässige Gesellschaftspose, ge- legentlich auch später, z. B. in vereinzelten Beispielen in der holländischen Malerei des XVII. Jahrh., wo es jedenfalls in dem Zerrbilde des Humors eine Art von Nachblüte erlebte. Auf diesem Gebiete ist es aber nicht immer ganz leicht, Ernst und Scherz von einander zu un- terscheiden. Vornehm ist diese Beinhaltung immerhin u. a. an dem imponierenden Fähnrich bei dem Festessen der Amsterdamer Bürgergarde 1648, Gemälde von Bartholomeus van der Helst (Meisterwerke d. Rijks-Museums zu Amsterdam, Abb. S. 65); bei dem mit zwei Damen konversierenden Herrn in der sog. „Väterlichen Vermahnung" von Terhorcli in Amsterdam und Berlin (Kü Mon., Abb. S. 14 u. 15) und dem Familienvater in seidenem Schlafrock in der Bildnisgruppe von Nicolaes Maes, Samml. Cook zu Richmon<l ^). Der Umschlag ins Karikaturenhafte be- ginnt etwa mit dem unvergleichlich nonchalant auf seinem Stuhl schaukelnden Willem van Heythuysen in Brüssel, auch diesmal von der Meisterhand Frans Hals gemalt (AbO. 284). Die holländischen Sittenmaler erlaubten sich aber eine vollständige Umwertung des ehemals „griesgrimmenden" Ausdruckes der höchsten irdischen i\utorität, ganz so wie Brouwer und Teniers gleichzeitig die kurz vorher noch fürstliche Grätschstellung behandelten. Das vornehme Motiv wurde trivial und plebejisch, sprach aber zugleich, ganz wie das breitbeinige Stehen, die echt-niederländische Lebensphilo- sophie aus : die Lust zum Geniessen des Daseins in harm- loser Faulenzerei, das ungebundene und gemütliche „Le- ben und leben lassen". Ebenso sorglos, wie der junge Stutzer in JJirk Hals' „Lustige Gesellschaft" in Leipzig (Stadt. Mus. Nr. 619), wirft auch der Bauer auf einem Gemälde Adriaen Brouivers in München das eine Bein über das andere Knie, während


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