Archive image from page 372 of Die Gartenwelt (1897). Die Gartenwelt diegartenwelt04berl Year: 1897 IV, 29 /â Die G a r t c n w e 11. 343 keine Geschichte hinterlassen haben und aus der Betrachtung der heutigen Völker der Unkultur auf die Entwicklung unserer Vorfahren zu schliefsen, so scheint mir in der angedeuteten Meinung über den zeitlichen Anfang der Kultur eine Lücke zu bestehen. Setzt doch der Ackerbau eine so grofse Voraus- sicht, eine so genaue Kenntnis der Pflanzenentwicklung von der Saat bis zur Ernte voraus, wie wir sie dem bisher von Jagd und Viehzucht lebenden Menschen am En


Archive image from page 372 of Die Gartenwelt (1897). Die Gartenwelt diegartenwelt04berl Year: 1897 IV, 29 /â Die G a r t c n w e 11. 343 keine Geschichte hinterlassen haben und aus der Betrachtung der heutigen Völker der Unkultur auf die Entwicklung unserer Vorfahren zu schliefsen, so scheint mir in der angedeuteten Meinung über den zeitlichen Anfang der Kultur eine Lücke zu bestehen. Setzt doch der Ackerbau eine so grofse Voraus- sicht, eine so genaue Kenntnis der Pflanzenentwicklung von der Saat bis zur Ernte voraus, wie wir sie dem bisher von Jagd und Viehzucht lebenden Menschen am Ende der Urzeit nicht zutrauen dürfen. Viel näher als die âAussaat im grofsen', auf welcher der Ackerbau beruht, scheint mir dem Jäger und Viehzüchter das âPflanzen im kleinen' gelegen zu haben. Die Natur war hierin die erste deutliche Lehr- meisterin: Wenn Uferpflanzen, vom VVildbach losgerissen, im Thale vor der flüchtigen Hütte des Menschen angeschwemmt, weiterwachsen, so ist dies in seiner Gewaltsamkeit ein auf- fälligeres Vorbild für die menschliche Pflanzenzucht, als die stille Arbeit der natürlichen Aussaat und der Entwicklung aus dem verborgenen Keim des Samens. Waren doch bis zur Erfindung des Mikroskopes noch die Keimungsvorgänge grofser Pflanzengruppen (Kryptogamen) für das menschliche Auge in Dunkel gehüllt. ., Pflanzenzucht im kleinen'', mit der Hand, ist Gartenbau â âPflanzenzucht im grofsen'', insbesondere mit Hilfe tierischer Kräfte, nennen wir Ackerbau. (Dafs wir heute auch ackerbauartigen Grofs- gartenbau haben, läfst die Richtigkeit des Grundunterschiedes unberührt.) Da es nahe liegt, das Grofse als aus dem Kleinen hervorgegangen anzunehmen, so steht in der zeit- lichen Lücke zwischen Viehzucht und Ackerbau entwicklungsgeschichtlich: der Gartenbau. Er ist mit seinen rasch reifenden Erzeugnissen und deren leichter Schützbarkeit gegen die Tiere des Waldes und der Herden selbst im teilweisen Nomadentum


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