Paris : Notizen . ng des Petersdoms nachzuahmen oder zu variieren — ein feinesartistisches Spiel, das mit dem Bau der Sorbonnekirche begann, inder Val-de-Gräce und vor allem in Hardouin Mansards Invaliden-dom mit edelstem, meisterlichen Ernst fortgesetzt und hundertJahre später mit dem Bau des Pantheon erst abgeschlossen wurde. Nichts kann dann auch charakteristischer sein als das Schicksaldes Rokoko, eines Stils, der nun doch wirklich eine französische,ja eine echte Pariser Erfindung ist. Unwillkürlich denkt manhier an das Schicksal der Gotik, die auch in Paris entstandund in germanischen Län


Paris : Notizen . ng des Petersdoms nachzuahmen oder zu variieren — ein feinesartistisches Spiel, das mit dem Bau der Sorbonnekirche begann, inder Val-de-Gräce und vor allem in Hardouin Mansards Invaliden-dom mit edelstem, meisterlichen Ernst fortgesetzt und hundertJahre später mit dem Bau des Pantheon erst abgeschlossen wurde. Nichts kann dann auch charakteristischer sein als das Schicksaldes Rokoko, eines Stils, der nun doch wirklich eine französische,ja eine echte Pariser Erfindung ist. Unwillkürlich denkt manhier an das Schicksal der Gotik, die auch in Paris entstandund in germanischen Ländern, im fränkischen Norden, erst ihrehöchste Ausbildung erhielt. Diese Parallele liegt nahe, weil dasRokoko der Gotik in vielen Zügen verwandt ist. FreiHch: dieGotik ist etwas Großes, Allgemeines, und das Rokoko ist etwasBeschränktes und Besonderes; in ihrer individualistisch roman-tischen Kunstidee, in den aus einem ver\vandten Gefühl sichergebenden Formbildungen gleichen beide Stile sich aber Phot. Ad. Braun & Co. DER IXVALIDEXDOM DAS ROKOKO 77 als es dem flüchtigen Blick scheinen mag. Beide sind sie Geistes-äußerungen von Zeiten, die ebenfalls in Vielem ü mag paradox erscheinen, wenn man nur das Äußere derJahrhunderte vergleicht; dem tiefer dringenden, auf zufölligen Zeit-erscheinungen nicht versveilenden BHck unbefangener Geschichts-ps3-chologie, zeigt sich aber eine große Ähnlichkeit im Fühlen undWollen. Zur Zeit der Gotik ging in üppiger Fruchtreife einegroße Menschheitsepoche dem Ende entgegen, es spielten in dieRauschgefühle gesteigerten Selbstbewußtseins Ahnungen einerneuen, modernen Zeit hinein, und es löste sich eine langsam ge-wordene Kraft leidenschaftlich spielend in sich selbst auf. Ebensoging im achtzehnten Jahrhundert die Renaissanceepoche in äst-hetischer Überreife ihrem Ende entgegen, während die neue Zeitmit ihren Revolutionsideen zugleich einen seltsamen, Zukunfts-ahnungen weckenden Flackerglanz verbre


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