. Deutsche plastik des einzudam-men, zu ordnen und zu organisieren. Wie weit in dieser Richtung ein deut-scher Meister aus eigenem Vermogen schon ^«/«i«^um das Jahr 1490 gelangen konnte, zeigtdie Reihe der Blutenburger Figuren, die XXX im ganzen genommen aber doch eine Aus-nahme bilden. Gerade dem schon etwasallgemeinen und beinahe zu lyrisch-weichenFormenadel dieser Bildwerke gegeniibertritt das Mannliche, das prachtvoll Dran-gende und Stromende, das heiB Drama-tische des Stils, liber den die groBen Mei-ster der Spatgotik geboten, in seiner ganzeinzigartigen Kraft hervor. Und


. Deutsche plastik des einzudam-men, zu ordnen und zu organisieren. Wie weit in dieser Richtung ein deut-scher Meister aus eigenem Vermogen schon ^«/«i«^um das Jahr 1490 gelangen konnte, zeigtdie Reihe der Blutenburger Figuren, die XXX im ganzen genommen aber doch eine Aus-nahme bilden. Gerade dem schon etwasallgemeinen und beinahe zu lyrisch-weichenFormenadel dieser Bildwerke gegeniibertritt das Mannliche, das prachtvoll Dran-gende und Stromende, das heiB Drama-tische des Stils, liber den die groBen Mei-ster der Spatgotik geboten, in seiner ganzeinzigartigen Kraft hervor. Und ebenso ihrhochbedeutendes Vermogen individualisie-render Charakteristik, das auf dem Bodenwirklicher Lebenserfahrung gewachsen fiir unseren Geschmack vielleicht oftetwas zu pointierte Herausarbeiten derCharaktere war eine Forderung und einErgebnis der Zeit, die auf alien Gebietendes gesellschaftlichen Lebens die geschlos-senen Gruppenverbande des Mittelalterssich in personliche Krafte selbstbestimmterEinzelner auflosen D iese groBe, reichentwickelte, schein-bar auch noch eine reiche Zukunft ver-heiBende Epoche fand dann noch vor derMitte des 16. Jahrhunderts ein schnellesEnde. Fiir die GroBplastik ist dieZeitstromung der Renaissance, deren Auf- gabe auch hier gewesen ware, die ausein-anderstromende Kraft zu intensiver Wir-kung zu sammeln, kein AnlaB zu neuerEntfaltung oder auch nur zur entschlosse-nen Durchfiihrung der bereits angeriihrtenProbleme geworden. Auf diesem Gebietscheinen die Krafte, merkwiirdig genug,vorzeitig erschopft. Dafiir erlebte dieKlein-kunst eine neue, ganz erstaunliche die deutschen Bildhauer da, wo siezu groBen Abmessungen greifen, dengroBen Entwurf nicht ganz auszufiillen ver-mogen, so sind sie im Kleinsten jetzt immernochunerschopflich reich. Hinzugewonnenaber haben sie nun noch den spezifischenRenaissancecharakter innerer GroBe, wirk-licher Monumentalitat, die an kein Formatgebunden ist, weil sie in der Gesinnungberuht. Es


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