Entwicklungsgeschichte der modernen kunst . rnst nahm. Istdieser Fetzen nicht ausdrucksvoll und lebendig? Wie gräßlich aber der Gedanke,Carpeaux Flora im Giebel des Louvre lebel — Zum Glück ist sie Stein, und leben*dig nur das Ornament aus Frauengliedern, Zweigen, Blättern, Putten, Köpfen,Puttenbäuchen, das leuchtende Auge des Giebels. Es kam eine Generation, die sich die Überwindung dieses Ornaments als Ver*dienst anrechnete. Sie glaubte, die beste Essenz des Lebens zu bringen, und ver«trieb aus zerfallenen Zellen den Rest Europas. Eine sehr bewegliche Generation,geführt von einem Zauberer vo
Entwicklungsgeschichte der modernen kunst . rnst nahm. Istdieser Fetzen nicht ausdrucksvoll und lebendig? Wie gräßlich aber der Gedanke,Carpeaux Flora im Giebel des Louvre lebel — Zum Glück ist sie Stein, und leben*dig nur das Ornament aus Frauengliedern, Zweigen, Blättern, Putten, Köpfen,Puttenbäuchen, das leuchtende Auge des Giebels. Es kam eine Generation, die sich die Überwindung dieses Ornaments als Ver*dienst anrechnete. Sie glaubte, die beste Essenz des Lebens zu bringen, und ver«trieb aus zerfallenen Zellen den Rest Europas. Eine sehr bewegliche Generation,geführt von einem Zauberer von Genie. Er brachte es fertig, das absterbende Ge*lande mit neuer, bunter Vegetation zu garnieren, und setzte viele Köpfe in Be*wegung. Er erreichte fast, Frankreich in ein spätestes Italien zu verwandeln unddas Genie hassenswert zu machen. Der unsterbliche Geist Goujons wendete sichvon diesem Treiben ab und sprach mit dem König: Otez*moi ces magotsi *) Über die Plastik Daumiers und Gericaults vergl. Band I, 157 ff. und RODIN Carpeaux hatte die Materie mit derben Fäusten gelockert. Nun war sie für dienervösen Finger eines genialen Spielers geeignet. Es kam zu einem Spiel, dasdes Zuschauens wert war, zu dem dramatischsten Abschnitt in der Geschichte derPlastik seit Michelangelo. Rodins Atelier hatte seine Atmosphäre, Dem Stammgast, der sich an einem dergleißenden Stücke festgesehen hatte — es gab besonders geeignete — ging es wieim Traum, wenn man fliegt. Die halblauten Worte des Meisters klangen durchmaß mühelos große Räume, hob sich in steile Höhen, ohne zu wichen gehorsam zurück. Noch schöner, wenn man mit ausgebreitetenSchwingen langsam sank, sanft, als ginge die Fahrt durch balsamische Lüfte. Hauchvon Daunen streifte den Körper. Man fand an Besuchstagen Menschen aller Erd*teile in diesem Zustande an einem Marmor, einer Bronze hängen, starren Auges,ohne Sprache und Ohr. Dem Suchenden wies der stille Zauberer
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