. Die Gartenwelt. Gardening. Illustrierte Wochenschrift für den gesannten Gartenbau. Jahrgang XVIII. 7. November 1914. Nr. 45. Nadidrudc und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafreditlich verfolgt. Orchideen. Freud und Leid eines Orchideenschwärmers. Von Paul Gersdorf, Chemnitz. Aus meiner Kinderzeit erinnere ich mich noch lebhaft, wie mir allerhand unklare bunte Bilder von wunderbaren und seltenen Blumen vorschwebten, die irgendwo in fremden Landen blühen; ich erinnere mich des immer lebendiger werdenden Verlangens, diese Wunder kennen zu lernen. So schöpfte ich denn aus


. Die Gartenwelt. Gardening. Illustrierte Wochenschrift für den gesannten Gartenbau. Jahrgang XVIII. 7. November 1914. Nr. 45. Nadidrudc und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafreditlich verfolgt. Orchideen. Freud und Leid eines Orchideenschwärmers. Von Paul Gersdorf, Chemnitz. Aus meiner Kinderzeit erinnere ich mich noch lebhaft, wie mir allerhand unklare bunte Bilder von wunderbaren und seltenen Blumen vorschwebten, die irgendwo in fremden Landen blühen; ich erinnere mich des immer lebendiger werdenden Verlangens, diese Wunder kennen zu lernen. So schöpfte ich denn aus den wenigen Büchern im einfachen Elternhause begierig die ersten botanischen Weisheiten, und mit Spannung, erwartend, was da kommen würde, trat ich in die Lehre, aus wahrer Liebe zur Pflanzenwelt. Freilich, daß die Gärtnerei nicht ein ununterbrochenes Schwelgen in schönen Blumen und Pflanzen ist, das hatte ich gar bald erkennen und auch ertragen gelernt! Mehr als dreißig Jahre sind's her. Bepackt mit einem großen Korb voll getriebener Tul- pen, Hyazinthen und Maiblumen, ging ich eines Abends an der Seite meines Lehrherrn in meiner Vaterstadt von Blumenladen zu Blumenladen, während wässerige Schneeflocken ins glänzende Naß der Straßen herabglitten. Da blickte mich aus hell er- leuchtetem Schaufenster plötzlich ein seltsames Blumengesicht an. Wie festgebannt bleibe ich stehen. O, das ist sie, die seltene Blume, von der ich so oft wachend geträumt! . . Mein Lehrherr er- klärte mir, das sei eine Orchidee, ein Frauenschuh. Ich weiß heute nicht mehr, wieviel ich damals schon von Or- chideen gehört und gelesen hatte; aber daß diese Wunderblume beim ersten Anblick mich wie mit einem Zaubernetz umgarnt hielt, das weiß ich noch genau. Die Pflanze wurde mein. Wenige Tage später schmückte sie meines Vaters Ge- burtstagstisch, ob ihrer „komischen" Blüte angestaunt von allen Haus- Gartenwelt Romneya Coulteri. Nach einer für die „Garten' genossen.


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