. Allgemeine Physiologie; ein Grundriss der Lehre vom Leben. Physiology; Biology. Von den allgemeinen Lebensbedingungen. 325 geschieden, während keine neue Zufuhr stattfindet. Die Folge davon ist, daß wie bei der einzelnen Zelle, so auch beim vielzelligen Orga- nismus sich die lebendige Substanz allmählich mehr und mehr selbst aufzehrt und an (iewicht abnimmt. Auch das vielzellige Tier lebt also noch eine Zeitlang von den eigenen Geweben. Daher ist es begreiflich, daß die Pflanzenfresser in dem Verhalten ihrer Aus- scheidungen den Fleischfressern ähnlich werden. Der Harn der Pflanzenfresser, d


. Allgemeine Physiologie; ein Grundriss der Lehre vom Leben. Physiology; Biology. Von den allgemeinen Lebensbedingungen. 325 geschieden, während keine neue Zufuhr stattfindet. Die Folge davon ist, daß wie bei der einzelnen Zelle, so auch beim vielzelligen Orga- nismus sich die lebendige Substanz allmählich mehr und mehr selbst aufzehrt und an (iewicht abnimmt. Auch das vielzellige Tier lebt also noch eine Zeitlang von den eigenen Geweben. Daher ist es begreiflich, daß die Pflanzenfresser in dem Verhalten ihrer Aus- scheidungen den Fleischfressern ähnlich werden. Der Harn der Pflanzenfresser, der bei normaler Ernährung alkalisch und trübe ist, wird in der Inanition sauer und klar wie der Harn der F'leisch- fresser, denn die Pflanzenfresser leben ja in der Inanition von ihrem eigenen, also von tierischem (iewebe, sie werden gewissermaßen zu Fleischfressern. So zehrt sich die lebendige Substanz allmählich mehr und mehr auf, bis das Körpergewicht einen so großen Verlust erfahren hat, daß das Tier zugrunde geht. Chossat ^) hat diese A. D E Fig. 141. Paramaecium aurelia. A normal; B, C, D, E im Hungerzustande mit zunehmender Vacuolisation und Form Veränderung des Zellkörpers *). Grenze der Gewichtsabnahme durch viele Versuche festgestellt und hat gefunden, daß bei den verschiedensten Tieren der Tod eintritt, wenn der Gewichtsverlust etwa den 0,4 Teil des ganzen Körper- gewichts erreicht hat. Allein dieser Wert wird von verschiedenen Tieren erst nach sehr verschieden langer Zeit erreicht. Frösche leben länger als ein Jahr, und der Proteus anguiueus, jenes eigen- tümliche Amphibium der Adelsberger Grotten, angeblich mehrere Jahre ohne Nahrung. Der Mensch stirbt in verhältnismäßig kurzer Zeit. Früher hatte man nur selten Gelegenheit, Menschen, die lange Zeit hungerten, zu untersuchen, und die früheren Angaben sind auch mit Vorsicht aufzunehmen. So soll im Jahre 1831 in Toulouse ein Sträfling, der nur Wasser zu sich genommen hätte, erst nach 63 Tagen


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