Lehrbuch der experimentellen Psychologie . undgeistreiche Menschen zeichnen sich oft durch ungewöhnlichen Glanz der Augenaus, so Linne, Friedrich der Große, Napoleon. 2. Die Mimik des Mündes. a) Der bittere Zug. Bei bitterem Geschmack entfernt man dieZunge vom Gaumen und öffnet die Lippen (Fig. 12c); dadurch wird derrote Saum der Oberlippe in die Höhe gezogen, die Nasenflügel erhoben;die Mundfalten werden eigentümlich tief und geradlinig; auch die Hautdes Nasenrückens bildet Falten. Dieser bittere Zug herrscht dann wogenGleichheit des Gefühls auch bei sehr unangenehmen Vorstellungen undStimmun


Lehrbuch der experimentellen Psychologie . undgeistreiche Menschen zeichnen sich oft durch ungewöhnlichen Glanz der Augenaus, so Linne, Friedrich der Große, Napoleon. 2. Die Mimik des Mündes. a) Der bittere Zug. Bei bitterem Geschmack entfernt man dieZunge vom Gaumen und öffnet die Lippen (Fig. 12c); dadurch wird derrote Saum der Oberlippe in die Höhe gezogen, die Nasenflügel erhoben;die Mundfalten werden eigentümlich tief und geradlinig; auch die Hautdes Nasenrückens bildet Falten. Dieser bittere Zug herrscht dann wogenGleichheit des Gefühls auch bei sehr unangenehmen Vorstellungen undStimmungen, bei Unlust, Zorn, Wut,( Verachtung. Vereinigt er sich mithorizontalen Stirnfalten, so ist er der Ausdruck des Nachhängens anbittere Gedanken. l)as Entsetzen (Fig. 12 d) zeigt den bitteren Zug nebendem Ausdruck des Schreckens, d. h. senkrechte und horizontale Stirnfalten(Laokoon). Als pbysiognonrischei Zug ist er bei solchen, die verbittertoder erbittert sind, zu beobachten; doch kann er auch auf empfindlichenAugen Fig. 13. a Der süße Zug, b der prüfende Zug, c der verbissene Zug, d Ausdruck der Wut. (Nach Piderit) b) Der süße Zug (Fig. 13a). Die Lippen sind platt an die Zähnegedrückt; der Ausdruck geht auf außergewöhnlich angenehme, süße Stim-mungen über. Mit entzücktem ßliok zusammen macht er die Mimik derSchwärmerei aus; mit horizontalen Stirnfalten geht er, wie immer; aufentsprechende Erinnerungen. Viertes Kapitel. Die Ausdrucksbewegungen (Mimik und Physiognomik). 379 c) Der prüfende Zug (Fig. 13b). Das rüsselartige Vorstreckender Lippen, wie beim Weinprüfer, offenbar um den zu prüfenden Ge-schmack möglichst in die Länge zu ziehen. Der Zug findet sich dannübertragen beim Kunstkenner, erwägenden Richter usw. Er zeigt zugleichSelbstgefühl an. d) Der verbissene Zug (Fig. 13 c). Kinnladen und Lippen auf-einander gepreßt, der rote Lippensaum nach innen gekniffen. Dieser Zugwird geweckt durch intensive körperliche wie geistige Ans


Size: 2712px × 921px
Photo credit: © The Reading Room / Alamy / Afripics
License: Licensed
Model Released: No

Keywords: ., bookcentury1900, bookdecade1920, booksubjectpsychol, bookyear1922