. Die Gartenkunst . 6. Blick in den Küchengarten im Park der Ladv Lilford. das an japanisches Kunstempfinden erinnert. Ich weiß, daß Langes Anschauungen, die übrigens wohl zumeist etwas mißverstanden wurden, viel Befremden erregen. Und das ist begreiflich. In Japan gehört es, wenn ich die zitierten Autoren recht verstehe, gewissermaßen mit zur Erziehung, in bestimmten Naturszenen und Pflanzen bestimmte Stimmungsmotive oder sagen wir mit Lange Leitmotive zu erblicken. Das ist uns fremd, wenn gleich auch wir Reste einer Blumensprache haben und gewisse Szenerien u. dergl. in vielen von uns analog


. Die Gartenkunst . 6. Blick in den Küchengarten im Park der Ladv Lilford. das an japanisches Kunstempfinden erinnert. Ich weiß, daß Langes Anschauungen, die übrigens wohl zumeist etwas mißverstanden wurden, viel Befremden erregen. Und das ist begreiflich. In Japan gehört es, wenn ich die zitierten Autoren recht verstehe, gewissermaßen mit zur Erziehung, in bestimmten Naturszenen und Pflanzen bestimmte Stimmungsmotive oder sagen wir mit Lange Leitmotive zu erblicken. Das ist uns fremd, wenn gleich auch wir Reste einer Blumensprache haben und gewisse Szenerien u. dergl. in vielen von uns analoge Empfindungen auslösen. Aber wir sind nicht so eng mit der Natur ver- bunden oder haben, wie man vielleicht sagen kann, nicht so viel in die Natur hineingeheimnist, daß wir allgemein gültige, jedem bekannte ästhetische Re- geln daraus entwickelt hätten. Deshalb pflegt man bei uns über Lange zu lächeln, wenn er den kratt voll-hoffnungsgrünen Fichtenjungwald mit sei- nem roten Blütenteppich ein Lebcnslied singen läßt. Ich habe schon wie- derholt betont, daß Lange mit den Mitteln der Gar- tenkunst Dinge ausdrük- ken will, die sich damit t ür unser Kunstempfinden nicht wohl oder nur ganz andeutungsweise fühlbar machen lassen. Bei den Japanern ist das anders. L'nd ich wage nicht zu ent- scheiden, ob deswegen die ja])anische Gartenkunst höher steht. Aber selbst wenn sie in ihrer Art höher stände, so glaube ich, sind wir reicher an Ausdrucks- möglichkeiten der Kunst, beziehungsweise haben wir andere Ausdrucksformen mehr ausgebildet, so daß wir vieles, was die Japaner durch die Gartenkunst sagen mögen, auf ])octischem, musikalischem oder anderem Wege künstlerisch wiedergeben — und mit diesen Mitteln wahrscheinlich viel reicher und tiefer, als der Ja])aner durch die Gartengestaltung. Ich lasse vorläufig die Frage offen, ob durch die von Lange (in der 2. Auflage etwas besser) veran- schaulichte, von der Musik inspirierte Entwickelung von Leitmotiven die L


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