. Die Gartenwelt. Gardening. VI, 13 Die Gartenwelt. 151 r irgend einer verbreiteten Pflanze gebeten, um, nachdem man sie Aspidistra, Chlorophytum oder Tradescantia genannt hat, wieder und wieder der verwunderten Frage zu begegnen: „Giebt's denn keine deutschen Namen dafür?" — Ist man dann vorsichtig genug, nicht Sachen wie Schildstern oder Grünkraut vorzubringen, so erbittet sich der Fragesteller den lateinischen Namen zu Papier und — vergifst ihn abermals. Am Ende bildet er sich seine eigenen mehr oder weniger glücklich gewählten Namen, oder übernimmt solche, die er beim Nachbar gehört h


. Die Gartenwelt. Gardening. VI, 13 Die Gartenwelt. 151 r irgend einer verbreiteten Pflanze gebeten, um, nachdem man sie Aspidistra, Chlorophytum oder Tradescantia genannt hat, wieder und wieder der verwunderten Frage zu begegnen: „Giebt's denn keine deutschen Namen dafür?" — Ist man dann vorsichtig genug, nicht Sachen wie Schildstern oder Grünkraut vorzubringen, so erbittet sich der Fragesteller den lateinischen Namen zu Papier und — vergifst ihn abermals. Am Ende bildet er sich seine eigenen mehr oder weniger glücklich gewählten Namen, oder übernimmt solche, die er beim Nachbar gehört hat, und verbreitet sie unabsichtlich im Gespräche und bei gelegent- lichem Abgeben von Stecklingen und Samen. So mögen viele populäre Namen wie Lebensbaum, Goldregen, Pfingstrose, Thränend Herz, Goldlack, Schiefblatt, Ko- rallenstrauch, Alpenveilchen, Zim- merlinde entstanden sein, die sich leicht dem Gedächtnisse einprägen. Aus dem Volke heraus entstanden und sich langsam Giltigkeit ver- schaffend, haben sie den Ursprung gemein mit den Namen ein- heimischer Pflanzen, mit Schnee- glöckchen und Stiefmütterchen, Vergifsmeinnicht und Edelweifs, Schwertlilie und Himmelsschlüssel, Ehrenpreis und Immergrün. Poesie und Schönheit liegt in solchen Namen; sie sind eine Zierde unserer Sprache und ein Zeugnis tiefen Naturempfindens. Nichts von alledem bietet das Fremdwort. — In ihm, dem unverstandenen, fin- det das Gedächtnis keinen Halt, die Phantasie keine Stätte, und so mufs man bei aller selbstverständ- lichen Anerkennung der Wichtig- keit streng botanischer Nomenklatur für die Kulturen und den Handel doch zugeben, dafs der Blumen- freund, der die Pflanzen ledigHch ihrer Schönheit und Verwendbar- keit wegen liebt und schätzt, die- selbe nur als lästiges Beiwerk empfin- det. Ja, wenn diese Benennungen nicht wären, mit welch' schönen Namen würde das Volk seine Lieblinge belegen; solange aber die Anläufe dazu bei den Fachmännern nur der Geringschätzun


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