Von deutscher Kunst : gesammelte Aufsätze und nachgelassene Schriften . ten derStadtgrenze folgend, nach innen hin durch Straßenzüge von der bürgerlichenBebauung geschieden war. Die Berglehne ist so steil, daß innerhalb des Kloster-grundstücks, von Norden nach Süden hin, ein Bodengefälle von 17 m vorhandenwar. Das Kloster hatte sich aus kleinen Anfängen heraus entwickelt, dergestalt,daß gegen Ende des Mittelalters das Ganze seiner Bauten einen ziemlich beträcht-lichen Umfang erreicht hatte. Bei Einführung der Reformation in Hessen wurdeder Konvent aufgelöst und die Klosterbauten für weltliche


Von deutscher Kunst : gesammelte Aufsätze und nachgelassene Schriften . ten derStadtgrenze folgend, nach innen hin durch Straßenzüge von der bürgerlichenBebauung geschieden war. Die Berglehne ist so steil, daß innerhalb des Kloster-grundstücks, von Norden nach Süden hin, ein Bodengefälle von 17 m vorhandenwar. Das Kloster hatte sich aus kleinen Anfängen heraus entwickelt, dergestalt,daß gegen Ende des Mittelalters das Ganze seiner Bauten einen ziemlich beträcht-lichen Umfang erreicht hatte. Bei Einführung der Reformation in Hessen wurdeder Konvent aufgelöst und die Klosterbauten für weltliche Zwecke, vorwiegendfür Schulzwecke, in Anspruch genommen. Als im Jahre 1872 der Abbruch desgrößeren Teils dieser Bauten beschlossen ward, befanden sie sich in den Händender Universität, weshalb die nun größtenteils verschwundene Anlage in der Er-innerung der Bürgerschaft als ,,altes Universitätsgebäude fortbesteht. In der letzten Zeit ihres Vorhandenseins boten die Klostergebäude ein Bild Abb. 108. Universitätsbau in Marburg. Gesamt grundriß.. des Verfalls und kaum noch Ueberbleibsel von künstlerischem Werte. DerAbbruch, welcher sich demnächst auch noch auf ziemlich den ganzen ver-bliebenen Rest der Gebäude ausdehnen wird, ist nicht gerade zu bedauern. Nichteinmal der romantisch gesinnte Maler vermochte jenen durch den Unverstandder Zeiten vernüchterten Baufronten einen Reiz abzugewinnen, und wenn dieBauinsel in ihrer früheren Verfassung vielleicht auch in die Gesamtstimmung desalten Marburg besser hineinpassen mochte als das neue Universitätsgebäude, soist jetzt sowieso von jenem alten Marburg keine Rede mehr. Ganze neue Stadt-teile mit meist nichtssagenden Bauten auf einem nüchternen, schachbrettartigenBebauungsplan umlagern und verhüllen die malerische alte Stadt, und die unklarenTriebe eines irregeleiteten, kurzsichtigen Nützlichkeitssinns haben den ehemaligenherrlichen Schmuck der Umgebung, die Linien und Gruppen alter mächtigerLaubbäu


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