Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt in Einblattdrucken des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts; kulturhistorische Studie . aus der Scha^schen Mono-graphie. Scha^ behauptet nun, dal>die mythologische Vorstellung ihreEntstehung der Betrachtung solchermenschlicher Mißgeburt verdankt, undglaubt, daß die Griechen eine solcheMißgeburt als das Liebesprodukt, einesSee- oder Flußgottes mit einem mensch-lichen Weibe ansahen. Der Janus-kopf — zwar eine römische Götter-form — sei auch der menschlichen Miß-bildung entnommen. Die Harpyien,Wesen mit Menschenleib und Vogelextremitäten, entsprächen


Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt in Einblattdrucken des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts; kulturhistorische Studie . aus der Scha^schen Mono-graphie. Scha^ behauptet nun, dal>die mythologische Vorstellung ihreEntstehung der Betrachtung solchermenschlicher Mißgeburt verdankt, undglaubt, daß die Griechen eine solcheMißgeburt als das Liebesprodukt, einesSee- oder Flußgottes mit einem mensch-lichen Weibe ansahen. Der Janus-kopf — zwar eine römische Götter-form — sei auch der menschlichen Miß-bildung entnommen. Die Harpyien,Wesen mit Menschenleib und Vogelextremitäten, entsprächen den mensch-lichen Phokomelen, das heißt Mißgeburten mit rudimentären Extremitä Diana von Ephesus mit ihren unzähligen Brüsten habe ihre Ana-logie in der menschlichen Polymastie. Die überzähligen Extremitäten habenzu der Vorstellung der Zentauren geführt, die überzähligen Arme zuder Flügelbildung. Die Vielköpfigkeil mehrerer griechischer Halbgötter, derHydra, des Kerberos, also Wesen mit zwei oder mehreren Köpfen, ent-stamme zwanglos der gleichen Beobachtung in der Tierwelt (siehe Abbildung. Fig. 6. Menschliche Sirene nach Schafs. DIE THEORIE DES GYNÄKOLOGEN SCHATZ. ^\ bei Schal?, zweiköpfige Schlangen): also mit anderen Worten frühzeitigeBeobachtung von Tieren mit Doppelköpfen, wie solche ja jederzeit zurBeobachtung kommen, habe Veranlassung gegeben, aus ihnen typische,religiöse und legendäre Vorstellungen zu bilden. Gerade dieser zunächst soeinfache und bestechende Gedanke läßt sich aber unschwer, wie wir spätersehen werden, als eine vollkommene Unmöglichkeit ablehnen. Nun kommtScha^ in der weiteren Verfolgung seiner Hypothese zu einem interessantenKapitel. Er weist auf die Epignathen hin, das heißt solche ausnahmslosnicht lebensfähige Mißgeburten, denen ein zweiter menschlicher Körper ausdem Munde herauswächst. Dem naiven Betrachter muß nun beim Anblicksolcher Mißgeburt die Vorstellung sich aufgedrängt haben, daß entwed


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