. Vorwort Die ersten tastenden Versuche zur Aufhellung einer Stammes- geschichte der Wirbeltiere haben sich auf die vergleichende Osteologie und allgemeine Anatomie der lebenden Formen beschränkt. Als später die Embryologie zu einer hohen Blüte gelangte, hat man mit ihrer Hilfe den Schlüssel zur Beantwortung vieler phylogenetischer Probleme zu finden gehofft und geglaubt. Die Stimmen, welche da und dort für eine eingehendere Berücksichtigung der paläontologischen Dokumente laut geworden sind, wurden von den eingeschworenen Vertretern der embryologischen Forschungsrichtung kaum beachtet und noc


. Vorwort Die ersten tastenden Versuche zur Aufhellung einer Stammes- geschichte der Wirbeltiere haben sich auf die vergleichende Osteologie und allgemeine Anatomie der lebenden Formen beschränkt. Als später die Embryologie zu einer hohen Blüte gelangte, hat man mit ihrer Hilfe den Schlüssel zur Beantwortung vieler phylogenetischer Probleme zu finden gehofft und geglaubt. Die Stimmen, welche da und dort für eine eingehendere Berücksichtigung der paläontologischen Dokumente laut geworden sind, wurden von den eingeschworenen Vertretern der embryologischen Forschungsrichtung kaum beachtet und noch heute stehen viele bedeutende Zoologen auf dem Standpunkte, daß uns die Paläontologie nur einen sehr unvollständigen Aufschluß über die Ver- gangenheit der Tierwelt zu liefern vermag und daß die großen Er- wartungen, welche man auf die Resultate der Paläozoologie gesetzt hatte, stark enttäuscht worden sind. Noch immer gilt für viele Zoologen als Grundsatz, daß die paläontologischen Urkunden zu selten, zu dürftig und zu schlecht erhalten sind, um aus ihnen weittragende phylogene- tische Schlüsse ableiten zu können und sie vertiefen sich lieber in die Irrgänge morphologischer Spitzfindigkeiten, wofür die Geschichte der Forschungen über den Verbleib des Quadratums im Säugetierschädel ein treffendes Beispiel liefert. Wer als Nichtfachmann die Mehrzahl der Publikationen über die fossilen Wirbeltierreste durchmustert, wird sich freilich zu der Ansicht hingezogen fühlen, daß aus den häufig sehr fragmentarisch erhaltenen fossilen Dokumenten keine zwingenden' Beweise für oder gegen jene Anschauungen abgeleitet werden können, welche aus den Forschungen über die lebenden Wirbeltiere gewonnen worden sind. Dieses Gefühl der Unsicherheit und des Zweifels wird noch durch die wiederholt wech- selnden Ansichten über die Deutung einzelner Reste von Seiten verschie- dener Paläozoologen verstärkt, ebenso wie durch die häufig vorschnell ausgesprochenen Meinu


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