. Botanische Briefe. Plants. 155. der Zellhaut fast ganz erstickt und unkenntlich geworden. Wenn diese hö- here Lebensrichtung der Zelle, wie wir sehen, eine so durchgreifende Er- scheinung im Reiche der sprossenden Wesen ist, aber in so ungleicher In- tensität erscheint, so kann man wohl sagen, dass die Ausbildung der Pflanze mehr von einer freieren Natur ab- als hinzufiihrt, und in so ferne sind sich Pflanzen - und Thier- organismus widerstrebende, sich von einander entfernende Aeusserungen eines allgemeinen Naturlebens. Sie sind aber eben so gewiss im Ursprünge gleich, als gerade hier alle


. Botanische Briefe. Plants. 155. der Zellhaut fast ganz erstickt und unkenntlich geworden. Wenn diese hö- here Lebensrichtung der Zelle, wie wir sehen, eine so durchgreifende Er- scheinung im Reiche der sprossenden Wesen ist, aber in so ungleicher In- tensität erscheint, so kann man wohl sagen, dass die Ausbildung der Pflanze mehr von einer freieren Natur ab- als hinzufiihrt, und in so ferne sind sich Pflanzen - und Thier- organismus widerstrebende, sich von einander entfernende Aeusserungen eines allgemeinen Naturlebens. Sie sind aber eben so gewiss im Ursprünge gleich, als gerade hier alle Grenzen verschwimmen und der eine in den anderen übergeht. Der Schlüssel zu dem Geheimnisse des Pflanzenlebens liegt somit offenbar in dem ursprünglich gleichen Lebensgrunde der Thier- und Pflanzenwelt, aus dem zwar Beide entsprossen, aber sich nach verschiedenen Richtungen abzweigen. Die thierische Natur ist in der Pflanze gleichsam gefan- gen genommen und diese Verkerkerung spricht sich in all' ihrem Sein, in ihrer Bildung und Beziehung zur Thierwelt aus. Es sind die Thränen der Kypris, das Blut des schön- sten Jünglings, die in Form und Farbe der Blume uns Weh- muth zuflüstern. Die klagende Dryade drückt die ganze Seele der Pflanze aus. — Fig. 40. A Ein Samenfaden von Asplemum septentrionale von der Mntter- zelle, in der er entstanden ist, befreit, sich im Wasser mit Hülfe der Wimperfiiden rasther bewegend. Die Vergrösserung betrügt das 1200- fache der natürlichen Grösse. B Drei Samenfäden von Equisetum arvense in verschiedenen Lagen , gleichfalls von der Mutterzelle frei. Die Ver- grösserung beträgt nur 500. C Ein Samenfaden eben der Mutterzelle entschlüpfend, von derselben PHanze. (Nach W. Hofmeister).. Please note that these images are extracted from scanned page images that may have been digitally enhanced for readability - coloration and appearance of these illustrations may not perfectly resemble the original Unger, F. (Franz), 1800-1870. W


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