. Ernst Neumann . technischen Mittel, sein inneres Schauensuggestiv zu gestalten. Es ist freilich noch immerkeine absolute Technik, sondern eine hochpersönliche,eine volltönende, reiche Sprache, die aber nur ganzbestimmte seelische Schwingungen aussprechen kann,diese allerdings in deutlichster Weise und bis aufsletzte. Der Neumann seiner dritten Periode, derGraphiker Neumann, ist ein Künstler, der denEhrgeiz des Experimentators sowohl wie den Ehrgeizder großen, repräsentativen Bildformen völlig auf-gegeben hat. Er hat aufgehört, sich seines Besitzes anPhantasie, an subjektiver Empfindung zu sc


. Ernst Neumann . technischen Mittel, sein inneres Schauensuggestiv zu gestalten. Es ist freilich noch immerkeine absolute Technik, sondern eine hochpersönliche,eine volltönende, reiche Sprache, die aber nur ganzbestimmte seelische Schwingungen aussprechen kann,diese allerdings in deutlichster Weise und bis aufsletzte. Der Neumann seiner dritten Periode, derGraphiker Neumann, ist ein Künstler, der denEhrgeiz des Experimentators sowohl wie den Ehrgeizder großen, repräsentativen Bildformen völlig auf-gegeben hat. Er hat aufgehört, sich seines Besitzes anPhantasie, an subjektiver Empfindung zu schämen. Erverbirgt seine eigentlichsten Gaben nicht mehr ausfalscher Ehrfurcht vor einem allgemeinen, modernenIdeale, er beginnt, sich selbst als einen Faktor derZeit gegenüber zu empfinden und da er es nichtversäumt hat, ihre Anregungen aufzunehmen, ihreIrrwege bis ans Ende zu gehen, da er sich in dieserZeit nach allen Richtungen hin umgesehen hat, ohnein ihr heimisch zu werden, so tritt er ihr fast wie. 21 ihr Doppelgänger gegenüber: Er hat die Züge derZeit, seine Kunst ist moderne Kunst und dennochdie Kunst eines innerlich zeitfremden, ja zeitlosenGeistes. Eine Kunst, die erfüllt — und zugleich Ver-sprechungen gibt über das Erfüllte hinaus. Den Ausdruck dessen, was Neumann nun zusagen hat, findet er zunächst in einer aparten, lyrischenLandschaftskunst, die von der Sentimentalität seinerersten Anfänge ebensoweit entfernt ist, wie von denAmbitionen nach optischer Exaktheit, die seineStudienjahre trübten. Der Impressionismus seines Schaffens dient jetztnicht mehr irgend einem Ideale von Naturnachahmung,sondern ganz dem Stimmungsausdruck, aber es istnicht die „Stimmung im schlechten Sinne diesesWortes, die hier wirkt. So oft sich auch NeumannsLyrizismus in geradezu musikalisch feinen Farben-harmonien äußert, er wird darüber nie haltlos. Neu-manns Lyrizismus ist modern. Er wirtschaftet nichtmit abgebrauchten Zusammenstellungen, die, altbe-währten Rezept


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