Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . uere Analyse liegt ausserhalb unseres heutigenVorhabens, doch scheint das Hauptgesetz zu sein: von jeweiter her die beiden Fäden kommen, das heisst, je reinerund ausschliesslicher sie dem Elemente, sei es der Sinn-lichkeit, sei es des Verstandes, angehören, um so festerwird das Gewebe, um so schwerer wird es — bis zur Un-möglichkeit — Kette und Einschlag voneinander zu tren-nen. Das Gefährliche für die Erkenntniskritik — und da-durch für Wissenschaft, Weltanschauung und Kultur — Plato 603 ist der Umstand, dass wir Menschen das Gew


Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . uere Analyse liegt ausserhalb unseres heutigenVorhabens, doch scheint das Hauptgesetz zu sein: von jeweiter her die beiden Fäden kommen, das heisst, je reinerund ausschliesslicher sie dem Elemente, sei es der Sinn-lichkeit, sei es des Verstandes, angehören, um so festerwird das Gewebe, um so schwerer wird es — bis zur Un-möglichkeit — Kette und Einschlag voneinander zu tren-nen. Das Gefährliche für die Erkenntniskritik — und da-durch für Wissenschaft, Weltanschauung und Kultur — Plato 603 ist der Umstand, dass wir Menschen das Gewebe gewöhn-lich nur dort, wo es sehr locker gewoben ist, nicht aber dort,wo die Fäden sich fest umeinander sclilingen, als ein solcheserkennen; und doch wird mit der Erkenntnis ,,Leben istZwecktätigkeit, Leben ist Gestalt, Gestalt und Zwetktätig- 531keit sind identisch etwas nicht bloss ungleich Inhaltrei-cheres und darum an Wahrheitsgehalt Bedeutenderes, son-dern auch Einfacheres ausgesprochen als mit dem Satz: , der Kreis ist R^ = x^ + y^,. und f?2 _ jj2 _|- y2 gind identisch. Gerade die einfachen Gedanken denkt der Mensch am einfachen Gedanken zu denken, war des grossenPlato Hauptbestreben; es war auch der Grund, weshalb ervon fast Allen missverstanden wurde. Möchte dieser Ex-kurs, in dem ich bemüht war, Sie an der Hand Platosund mit Zugrundelegung seines einfacheren Denkens im-mer tiefer und tiefer in die weit subtilere, architektonischfeiner ausgebaute Weltanschauung Kants einzuführen,diesen Zweck erfüllt haben. Jetzt haben wir aber, glaube ich, so viel gewonnen, Rückblickwie wir es aus diesem Vortrag erwarten konnten, und heutewie an den früheren Tagen widerstrebt es mir, eine Über-sicht und Zusammenfassung zu geben; mitten in einemVortrag bringe ich gern Formeln an, weil sie — wenn rich-tig gewählt — Werkzeuge abgeben, mit denen man sichden Weg durch Dickichte durchhaut; doch mein Ziel ist die 604 Fünfter Vortrag lebendige


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