. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Abb. 272. verloren. Erst in der Kunst um 1500 habe ich es wiedergefunden. In Analogie mit der „weiblichen" Stellang, dem aufgestützten Fusse und den gekreuzten Beinen beim Stehen möchte man vielleicht a priori das Wiederauftauchen dieses Motivs der wachsenden Kenntnis der antiken Kunst in Rech- nung stellen. Etwa mit der zufälligen Ausnahme eines Zu- hörers bei der Predigt des Täufers in den Fresken Ghirlandajos in S. Maria novella zu Florenz (Kü, Abb. S. 60), er- scheint es indessen meines Wissens zuerst in der deutschen Kunst, u


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Abb. 272. verloren. Erst in der Kunst um 1500 habe ich es wiedergefunden. In Analogie mit der „weiblichen" Stellang, dem aufgestützten Fusse und den gekreuzten Beinen beim Stehen möchte man vielleicht a priori das Wiederauftauchen dieses Motivs der wachsenden Kenntnis der antiken Kunst in Rech- nung stellen. Etwa mit der zufälligen Ausnahme eines Zu- hörers bei der Predigt des Täufers in den Fresken Ghirlandajos in S. Maria novella zu Florenz (Kü, Abb. S. 60), er- scheint es indessen meines Wissens zuerst in der deutschen Kunst, und zwar vornehmlich als eine Stellung thronender Gewalthaber und bepanzerter Herrscher, also in Analogie mit dem Sitzen mit gekreuzten Unterschenkeln und dem einem Unterbeine auf dem anderen Knie ruhend (wovon weiter unten). Es ist also hier viel- mehr eine aus dem damaligen Leben entlehnte Mode-, als eine von der Antike herübeigekommene Kunstpose. Allerdings habe ich diese Sitzweise einige Male in der italienischen Hochrenaissance gefunden — Bei- spiele von Michelangelo (ein paar von den irdischen Vorfahren Christi in der Sixtini- schen Kapelle; Klass. d. Kunst, Abb. S. 78), von Tùian (s. gleich unten) und Baroc- cio (sehr niedrig sitzende Madonnen in verschiedenen Sammlungen; das Motiv kaum merkbar). Immerhin scheint noch das Cinquecento sie eher ge- mieden als geliebt zu haben. Wenngleich die mit gekreuzt ausgestreckten Füssen sitzen- den Frauen der neueren Kunst gewiss oft bedeutend mehr als jene deutschen Fürsten an die Antike erinnern, so finde ich auch hier keinen Anlass zur Annahme antiker Vorbilder. Die betreffenden Figuren treten zunächst, so weit ich habe finden können, ganz sel- ten und von einander unabhängig auf und sind in der älteren Zeit immer nackt (oder nur leicht drapiert). In der klassischen Kunst sind die entsprechenden Gestalten, so weit ich sie kenne, dagegen immer bekleidet. Mein ältestes Beispiel dieser Art stammt wie- derum aus Deut


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